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Ältere am Arbeitsmarkt

KOFA-Studie 1/2022

Zuletzt aktualisiert: 17. März 2022

In Engpassberufen werden in den nächsten zehn Jahren zwei Millionen Ältere in Rente gehen. Die Zahl der älteren Beschäftigten über 55 Jahre ist von 2013 bis 2020 um 50 Prozent gestiegen. Damit geht aktuell zwei Drittel des Beschäftigungszuwachses in Deutschland auf Ältere zurück – fast jeder vierte Beschäftigte ist derzeit über 55 Jahre alt.

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Je größer der Anteil der älteren Beschäftigten in einem Beruf ist, desto mehr Stellen sind in den nächsten Jahren mit dem Renteneintritt der Älteren neu zu besetzen, wenn kein Stellenabbau stattfindet. Dieser sogenannte Ersatzbedarf bezeichnet den Anteil der Beschäftigten im Alter von 55 Jahren oder älter, die voraussichtlich innerhalb der nächsten etwa zehn Jahre aus dem Erwerbsleben ausscheiden werden. Sowohl in Engpassberufen als auch in Nicht-Engpassberufen ist der Anteil der Älteren seit 2013 gestiegen. In Engpassberufen ist der Anteil der älteren Beschäftigten durchgehend etwas höher (ca. 2 Prozentpunkte). Im Jahr 2020 weisen Engpassberufe einen Ersatzbedarf von 23,3 Prozent auf. Das entspricht 2.000.757 Personen, die voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren aus Berufen ausscheiden werden, in denen Fachkräfte bereits jetzt knapp sind.

Im Berufsfeld Bau, Architektur und Vermessung könnte der überdurchschnittlich hohe Anteil der Älteren den Fachkräftemangel verschärfen

Wenn die Älteren in Rente gehen und weniger junge Menschen nachrücken, können sich Engpässe verschärfen. Besonders relevant dürfte dieses Problem in Berufen sein, in denen heute bereits viele Ältere arbeiten. Vor allem im Berufsfeld Bau, Architektur und Vermessung trifft ein hoher Anteil Älterer auf eine ohnehin schon knappe Fachkräftesituation. Dort liegt der Anteil Älterer bei 26,1 Prozent. Gleichzeitig konnten im September 2021 bereits 52,1 Prozent der offenen Stellen in diesem Bereich nicht besetzt werden, da in ganz Deutschland nicht genügend Arbeitslose mit der passenden Qualifikation zur Verfügung standen. Bei weiterhin großer Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich Bau, Architektur und Vermessung besteht die Gefahr, dass sich die Fachkräfteengpässe weiter verschärfen, wenn in den nächsten Jahren ein nennenswerter Teil der Beschäftigten in die Rente eintritt.

Ersatzbedarfe drohen den Fachkräftemangel in Engpassberufen zu verschärfen

Besonders betroffen von den zu erwartenden Renteneintritten wären die Fachkraftberufe Führer/innen von Erdbewegungsmaschinen und die Berufskraftfahrer/innen im Güterverkehr, die beide hohe Ersatzbedarfe von knapp einem Drittel der Beschäftigten aufweisen. Bei den Berufskraftfahrer/innen würde dies in den nächsten zehn Jahren ein Ausscheiden von 182.084 Personen bedeuten, während bereits im September 2021 6.659 Stellen rein rechnerisch nicht besetzt werden konnten, da nicht genügend passend qualifizierte Arbeitslose zur Verfügung standen. Darüber hinaus sind auch Berufe für Spezialist/innen und Expert/innen betroffen. So sind fast 40 Prozent der Spezialist/innen der Aufsicht und Führung in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe über 55 Jahre alt, während gleichzeitig schon jetzt etwa 90 Prozent der Stellen nicht besetzt werden können. Unter den Expertenberufen ist unter anderem die Führung in der Altenpflege von hohen Ersatzbedarfen und einer angespannten Fachkräftesituation betroffen.

Renteneintritte könnten auch zu neuen Engpässen führen

Auch Berufe, in denen aktuell noch mehr Arbeitslose als offene Stellen zur Verfügung stehen, könnten in Zukunft einen Mangel entwickeln, wenn mehr Stellen aufgrund von Renteneintritten neu besetzt werden müssen. Beispielhaft ist das bei den Fachkräften für Physiotherapie zu sehen: Dort kommen auf 100 offene Stellen gerade mal 133 passend qualifizierte Arbeitslose. Hier könnte es zu Fachkräfteengpässen kommen, wenn die 31,1 Prozent älteren Beschäftigten in Rente gehen.

Unternehmen bilden in Engpassberufen mit einem hohen Anteil an Älteren intensiver aus

Unternehmen reagieren auf die Knappheiten am Arbeitsmarkt. So haben Unternehmen ihr Ausbildungsplatzangebot in Engpassberufen, die bereits 2013 einen hohen Anteil an älteren Beschäftigten hatten, in den letzten Jahren erhöht. Damit tragen sie zur Nachwuchssicherung bei und steuern dem demografisch bedingten Rückgang bei der Beschäftigung auf Fachkraftniveau entgegen.