Ältere Beschäftigte am Arbeitsmarkt
KOFA Kompakt 4/2024
Zuletzt aktualisiert: 22. April 2024Durch den demografischen Wandel ist die Altersstruktur unter sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in einem Ungleichgewicht. Da 6,7 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 55 Jahre oder älter sind, wird innerhalb der nächsten zehn Jahre voraussichtlich fast jede bzw. jeder vierte Beschäftigte den Arbeitsmarkt altersbedingt verlassen. Um weiter steigende Fachkräfteengpässe zu vermeiden, müssen freiwerdende Stellen durch jüngere Beschäftigte nachbesetzt werden. Da es durch den demografischen Wandel jedoch weniger jüngere Menschen gibt, mit denen diese Stellen besetzt werden können, steht der Arbeitsmarkt vor einer Zäsur.
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KOFA Kompakt 4/2024: Ältere Beschäftigte am Arbeitsmarkt
Fast jede bzw. jeder vierte Beschäftigte verlässt den Arbeitsmarkt in den nächsten zehn Jahren
Der Nachwuchs fehlt vor allem unter Fachkräften mit Berufsausbildung
Das Ungleichgewicht zwischen jungen und älteren Beschäftigten ist unter Fachkräften mit Berufsausbildung besonders ausgeprägt, so stehen dem absehbaren Renteneintritt von 4,5 Millionen älteren Fachkräften nur 3,2 Millionen junge Fachkräfte gegenüber. Da auch in der Nachwuchsqualifizierung viele Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben, werden Berufe, die Fachkräfte mit Berufsausbildung benötigen, weiter unter Druck kommen.
Besonders in Verkehr, Logistik und Bau werden Engpässe verschärft
Ein besonders hoher Anteil älterer Beschäftigter arbeitet in den Bereichen „Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit“ sowie „Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik“. Zugleich besteht in diesen Bereichen schon heute eine große Fachkräftelücke. Wenn innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Viertel bis ein Drittel der aktuell in diesen Bereichen Beschäftigten aus dem Beruf ausscheiden, wird sich die Fachkräftelücke weiter verschärfen. Ein besonderes Augenmerk ist zudem auf den Bereich „Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung“ zu legen, da hier durch den demografischen Wandel die brisante Dynamik entsteht, dass weniger Beschäftigte einem steigenden Bedarf an Pflege und Gesundheitsfürsorge gegenüberstehen werden. Zwar arbeiten anteilmäßig weniger ältere Beschäftigte in diesem Berufsbereich, allerdings ist die Fachkräftelücke hier mit 145.315 offenen Stellen, die rechnerisch nicht besetzt werden können, schon jetzt besonders ausgeprägt.
Über alle Berufe, die bereits heute eine große Fachkräftelücke aufweisen, werden nach derzeitigem Stand bis zu 4,3 Millionen Beschäftigte innerhalb der nächsten zehn Jahre in Rente gehen. Das entspricht einem Anteil von 23,7 Prozent. Überdurchschnittlich viele Bus- und Straßenbahnfahrerinnen bzw. Bus- und Straßenbahnfahrer (39,7 Prozent) sowie Fachkräfte in Bauberufen wie der Aufsicht im Hoch- und Tiefbau (38,4 Prozent bzw. 37,9 Prozent) sind mindestens 55 Jahre alt. Der demografische Wandel verschärft dabei den Fachkräftemangel in den meisten Engpassberufen; so weist insbesondere die Elektrotechnik eine hohe Stellenüberhangsquote bei einem gleichzeitig hohen Anteil älterer Beschäftigter auf.
So gelingt es, ältere Beschäftigte mit viel Berufserfahrung länger zu halten
In den letzten zehn Jahren ist der Anteil an Menschen, die im Alter arbeiten, kontinuierlich gestiegen. Dennoch verlassen weiterhin viele Beschäftigte vor Erreichen des regulären Renteneintrittsalters den Arbeitsmarkt. Angesichts bestehender und perspektivischer Engpässe am Arbeitsmarkt, ist eine wichtige Stellschraube zur Fachkräftesicherung, ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer länger in Beschäftigung zu halten. Ältere Beschäftigte stellen nach Frauen das zweitgrößte Beschäftigungspotenzial gemessen an der Arbeitszeit dar. Um Potenziale und Erfahrungen älterer Beschäftigter länger zu nutzen, sollten gezielt Anreize gesetzt werden, indem ältere Personen als Zielgruppe für Neueinstellungen in den Blick genommen, die Arbeit altersgerecht gestaltet und Weiterbildungen angeboten werden. Politische Maßnahmen, die die Erwerbstätigkeit im Alter attraktiver gestalten und Hemmnisse für einen freiwilligen längeren Verbleib im Erwerbsleben zu beseitigen, stellen wichtige Grundlagen dar. Darüber hinaus braucht es eine Bildungsoffensive, um mehr Nachwuchs für duale Ausbildungsberufe zu gewinnen und durch Beratungs- und Orientierungsangebote zu unterstützen.
Einen Blick in die Praxis, worauf es bei altersgerechtem Arbeiten ankommt und wie ältere Beschäftigte als Zielgruppe bei Neueinstellungen stärker in den Blick genommen werden können, finden Sie hier.