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Fachkräftemangel und Nachwuchsqualifizierung im Handwerk

KOFA-Studie 1/2021

Zuletzt aktualisiert: 03. Mai 2021

Starker Fachkräftemangel im Handwerk – daran hat die Corona-Pandemie nicht viel geändert: Die KOFA-Studie 1/2021 analysiert den Fachkräftemangel und die Ausbildung von Nachwuchsfachkräften im Handwerk über die letzten zehn Jahre und während der Corona-Pandemie. Aufbauend werden Lösungsansätze für die Fachkräftesicherung im Handwerk identifiziert.

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Die Gruppe der „überwiegend handwerklichen Berufe“ umfasst Berufe, in denen die Aus- und Fortbildungsabschlüsse mehrheitlich im Handwerk erworben werden.

Die Gruppe der „Berufe mit Handwerksanteilen“ umfasst Berufe, in denen die Abschlüsse zwar auch, aber nicht mehrheitlich im Handwerk erworben werden.

Die Studie zeigt: Der Fachkräftemangel ist im Handwerk besonders stark ausgeprägt. Bis in das Jahr 2018 war die Nachfrage nach Arbeitskräften im Handwerk kontinuierlich gestiegen. Daher reichte die Zahl der Arbeitslosen immer weniger aus, um rechnerisch alle Stellen besetzen zu können. Der Anteil an Stellen, für die es keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt (Stellenüberhangsquote), ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und lag im Handwerk deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft. Daran haben auch die seit 2019 schwächere Konjunktur und die Corona-Pandemie nicht viel geändert. Im Jahr 2020 gab es im Handwerk für mehr als jede dritte Stelle keinen passend qualifizierten Arbeitslosen. Über alle Berufe hinweg war es nur jede vierte Stelle.

Die Fachkräftelücke ist bei Gesellinnen und Gesellen zahlenmäßig am größten, aber Meisterinnen und Meister sind noch schwerer zu finden

Im Handwerk fehlen vor allem Fachkräfte mit einer Berufsausbildung. In überwiegend handwerklichen Berufen gab es bundesweit für etwa 54.000 Fachkraftstellen keine passend qualifizierten Arbeitslosen (Fachkräftelücke). In Berufen mit Handwerksanteilen fehlten auf diesem Qualifikationsniveau weitere 10.000 Personen. MeisterInnen werden deutlich seltener gesucht: In den überwiegend handwerklichen Berufen fehlten etwa 5.500 MeisterInnen und in Berufen mit Handwerksanteilen 1.600. Dennoch sind MeisterInnen deutlich schwerer zu finden. Im Jahr 2020 gab es für knapp die Hälfte (46,6 Prozent) der Meisterstellen in überwiegend handwerklichen Berufen keine passend qualifizierten Arbeitslosen bundesweit. Bei den überwiegend handwerklichen Berufen konnten sogar knapp zwei Drittel (66,8 Prozent) der Stellen rechnerisch nicht besetzt werden.

Die meisten Handwerkerinnen und Handwerker fehlen in den Bereichen Bau, Produktion und Fertigung

Die meisten Handwerksberufe mit starkem Fachkräftemangel gehören zu den Bereichen Bau, Produktion und Fertigung. Fachkräfte mit Berufsausbildung fehlen beispielsweise besonders in der Bauelektrik, der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie der Kraftfahrzeugtechnik. Zudem fehlen viele Fachkräfte für den Verkauf von Fleischwaren. MeisterInnen werden in der Medizin-, Orthopädie- und Rehatechnik sowie im Hoch- und im Tiefbau händeringend gesucht.

Das Handwerk kommt etwas besser durch die Corona-Pandemie als andere Branchen

Im Zuge der Corona-Pandemie ist auch im Handwerk ein Rückgang an offenen Stellen zu beobachten. Allerdings ist dieser etwas schwächer ausgeprägt als über alle Berufe hinweg. Insbesondere im Bauhandwerk lag die Arbeitskräftenachfrage bereits im Dezember 2020 wieder über dem Vorkrisenniveau. Anders gestaltete sich die Situation in den überwiegend handwerklichen Berufen aus dem Gesundheitsbereich. Hierzu zählen beispielsweise das Friseurgewerbe, die Augenoptik und die Hörgeräteakustik. Da diese Berufe stark durch Lockdown und die damit einhergehende Einschränkungen ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt waren, ist hier ein deutlicher Stellenrückgang zu beobachten. Allerdings ist damit zu rechnen, dass nach der Corona-Pandemie wieder deutlich mehr Fachkräfte gebraucht werden, da der Bedarf an diesen personennahen Dienstleistungen in der Bevölkerung weiterhin besteht.

Das Ausbildungsplatzangebot ist im Handwerk weniger stark zurückgegangen als in der Gesamtwirtschaft – dennoch bleiben viele Lehrstellen unbesetzt

Die duale Ausbildung bleibt der zentrale Pfeiler der Fachkräftesicherung im Handwerk. So verwundert es nicht, dass das Angebot an Ausbildungsstellen in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben ist. Bis 2018 war das Ausbildungsplatzangebot im Handwerk sogar ausgeweitet worden. Der leichte konjunkturbedingte Rückgang im Jahr 2019 wurde dann 2020 durch die Corona-Pandemie verstärkt. Der Rückgang des Ausbildungsplatzangebotes fiel im Handwerk jedoch geringer aus als in der Gesamtwirtschaft. In einigen Bereichen wie dem Bauhandwerk oder dem Verkauf im Lebensmittelhandwerk wurde das Ausbildungsplatzangebot im Jahr 2020 sogar noch erhöht. Daher blieben auch im Jahr 2020 viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Hier gilt es künftig, unter anderem durch eine verbesserte Berufsorientierung an Schulen sowie einer breiten Aufklärung von Eltern, Lehrkräften und Multiplikatoren über die Vorteile einer dualen Ausbildung mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung zu begeistern. Die Politik könnte hier durch die Förderung von digitalen Angeboten in der Berufsorientierung unterstützen. Handwerksbetriebe sollten dies durch eine vorausschauende Personalbedarfsplanung, verlässliche Angebote zur Berufswahlorientierung sowie die Nutzung der Potenziale digitaler Qualifizierung begleiten.