Skip to content
Wenn Sie hier klicken, kommen sie zur StarteiteHome Icon
Home
Wenn Sie hier klicken, kommen sie zur Suchen SeiteLupen Icon Suche
KOFA Logo als Hintergrundbild

Fachkräftereport Juni 2024

KOFA Kompakt 8/2024

Weiterhin keine Erholung auf dem Arbeitsmarkt

Die weiterhin allgemein getrübte wirtschaftliche Lage schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. So ist die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften im Zeitraum von Juni 2023 bis Juni 2024 zurückgegangen, während die Zahl qualifizierter Arbeitsloser um fast 10 Prozent zunahm. 

Beitrag teilen:

KOFA Studie zum Download

Stellenbesetzung bleibt schwierig

Trotz der durch die Wirtschaftslage zurückgehenden Fachkräftelücke bleibt die Stellenbesetzung bei Qualifizierten schwierig. Zwar gibt es insgesamt deutlich mehr Arbeitslose als offene Stellen, jedoch verfügt ein Großteil der Arbeitslosen nicht über eine berufliche Qualifikation. Bezieht man die berufliche sowie die qualifikatorische Passung mit ein, können rechnerisch vier von zehn offenen Stellen für Qualifizierte nicht besetzt werden. Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung machen den Großteil der Fachkräftelücke aus. Die Fachkräftelücke für Expert:innen ging zuletzt stark zurück, jedoch bleibt die Stellenbesetzung hier am schwierigsten.

 

Unterschiedliche Entwicklungen in verschiedenen Berufsfeldern

Entgegen dem allgemeinen Trend ist die Zahl der offenen Stellen und somit auch die der Fachkräftelücke in Vertriebs- und Verkaufsberufen zuletzt leicht gestiegen. So fehlen in Vertriebs- und Verkaufsberufen aktuell über 35.000 Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, sodass drei von zehn offenen Stellen nicht durch passend qualifizierte Arbeitslose besetzt werden können. Bis 2027 könnte die Zahl auf 37.000 ansteigen.

Im Hotel- und Gaststättengewerbe hingegen ist infolge eines starken Umsatzrückgangs in der ersten Jahreshälfte 2024 auch die Zahl der offenen Stellen deutlich zurückgegangen. Zeitgleich ist die Zahl der Arbeitslosen angestiegen. Hierdurch hat sich die Fachkräftelücke fast halbiert. Trotzdem kann rechnerisch mehr als jede vierte Stelle des Berufsfelds nicht besetzt werden, bei den Fachkräften für Systemgastronomie sind es sogar über sechs von zehn.

 

Junger Mann lächelt in Kamera

"Unternehmen können verschiedene Stellschrauben betätigen, um Fachkräfte für sich zu gewinnen. So stellen beispielsweise die Möglichkeit eines Quereinstiegs oder die Qualifizierung von An- und Ungelernten ein großes Potenzial dar."

Jurek TiedemannStudienautor

 

Handlungsmöglichkeiten

In beiden betrachteten Berufsfelder gibt es jedoch auch qualifizierte Arbeitslose, für die es rechnerisch in ihrem angestrebten Beruf keine offene Stelle gibt. Der Quereinstieg solcher Arbeitsloser in Engpassberufe desselben Berufsfelds kann einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung beitragen.

Theoretisch könnten mehr als ein Drittel der offenen Stellen in Vertriebs- und Verkaufsberufen geschlossen werden, wenn es gelingt, diese Arbeitslosen, die bereits eine Qualifikation bzw. Interesse an einer Tätigkeit im Vertrieb oder Verkauf mitbringen, für Engpassberufe des Berufsbereichs zu gewinnen. Bei Vertriebs- und Verkaufsspezialist:innen gibt es in der Summe sogar mehr arbeitslose als offene Stellen, wodurch rechnerisch sogar eine Schließung der Fachkräftelücke durch Quereinstiege möglich wäre. Die Situation bei den Hotel- und Gaststättenberufen ist ähnlich.

Um das Potenzial von Quereinsteigenden zu erschließen, sind jedoch gezielte Maßnahmen und geeignete Rahmenbedingungen erforderlich. Durch maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote und die Möglichkeit, spezifische Teilqualifikationen zu erwerben, können sowohl Quereinsteigende als auch bislang ungelernte Arbeitskräfte ihre Kompetenzen erweitern und qualifizierte Tätigkeiten ausüben. Im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes gibt es hierzu umfangreiche staatliche Hilfen.

Zudem kann die Flexibilisierung der Arbeitszeiten von Teilzeitbeschäftigten deren Arbeitsstunden erhöhen und somit zur Fachkräftesicherung beitragen. Besonders im Einzelhandel, wo der Anteil an Teilzeitbeschäftigten aufgrund der hohen Zahl weiblicher Beschäftigter überdurchschnittlich ist, besteht Handlungsbedarf. Hier müssen traditionelle Rollenbilder überwunden werden, um mehr männliche Fachkräfte für diese Berufe zu gewinnen.

Für das Gastgewerbe, das international aufgestellt ist, bietet das Fachkräfteeinwanderungsgesetz neue Möglichkeiten zur Rekrutierung aus Nicht-EU-Ländern. Arbeitgebende sollten diese Chancen nutzen, um auch international nach potenziellen Beschäftigten und Auszubildenden zu suchen.

Da insbesondere Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung fehlen, bleibt die Nachwuchsqualifizierung im Rahmen der (dualen) Ausbildung ein zentraler Pfeiler der Fachkräftesicherung. Hier gilt es, potenzielle Auszubildende direkt und frühzeitig anzusprechen, etwa durch Schulkooperationen. Dabei kann die Politik zur Stärkung der dualen Ausbildung beitragen.