Helferinnen und Helfer als Potenzial zur Fachkräftesicherung
KOFA-Studie 4/2023
In der aktuellen KOFA-Studie hat das KOFA die Qualifizierung von Helferinnen und Helfern als Potenzial zur Fachkräftesicherung analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass durch eine Qualifizierung arbeitsloser An- und Ungelernter, die nach Tätigkeiten suchen, für die es mehr Arbeitslose als offene Stellen gibt, die Fachkräftelücke für Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung um bis zu 23 Prozent von etwa 355.000 auf 272.000 reduziert werden könnte. Hierzu müssten 83.000 Helferinnen und Helfer eine entsprechende Qualifizierungsmaßnahme durchlaufen.
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Helfer und Helferinnen als Potenzial zur Fachkräftesicherung
Der Mangel an Fachkräften erreicht einen neuen Höchststand
Der Mangel an Fachkräften erreicht einen neuen Höchststand
Die Fachkräftelücke ist in allen qualifizierten Berufen seit 2010 deutlich angestiegen. 2022 fehlten rechnerisch durchschnittlich 630.000 qualifizierte Fachkräfte zur Besetzung aller offenen Stellen. Mehr als die Hälfte entfällt dabei auf Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung. Zuletzt nahm bei dieser Gruppe die Fachkräftelücke besonders stark zu. Vom Jahresdurchschnitt 2020 bis 2022 verdoppelte sie sich auf mehr als 355.000. Im selben Zeitraum entwickelte sich der Arbeitslosenüberhang, also die Summe der Arbeitslosen, für die es derzeit rechnerisch keine passenden Stellen gibt, bei Helferinnen und Helfern entgegengesetzt. Nach einem zwischenzeitigen Anstieg während der Corona-bedingten schwachen Konjunktur ging bis 2022 der Arbeitslosenüberhang auf gut eine Million zurück. Dies entspricht dem Niveau von 2010. Dem Bedarf von 355.000 ausgebildeten Fachkräften standen 2022 im Jahresdurchschnitt demnach fast dreimal so viele arbeitslose Helferinnen und Helfer gegenüber, die nach Tätigkeiten suchen, für die es kein ausreichendes Stellenangebot gibt.
Die Qualifizierung von An- und Ungelernten bietet Potenzial zur Fachkräftesicherung
Potenziale zur Qualifizierung von Helferinnen und Helfern gibt es in Berufen, bei denen Helferinnen und Helfer und Fachkräfte einen berufsfachlichen Bezug zueinander haben, zum Beispiel Helferinnen und Helfer und Fachkräfte in der Altenpflege. Qualifizierungspotenziale von Helferinnen und Helfern gibt es, wenn es in einer Berufsuntergruppe viele arbeitslose Helferinnen und Helfer gibt, für die es nicht genügend entsprechende Stellenangebote gibt und gleichzeitig Fachkräfte dringend gesucht werden. Dies war im Jahr 2022 bei insgesamt 38 Berufsuntergruppen der Fall. Die Fachkräftelücke in diesen Berufsuntergruppen beträgt insgesamt gut 120.000 offene Stellen und damit etwa ein Drittel der Fachkräftelücke für Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung insgesamt.
Das Qualifizierungspotenzial von Helferinnen und Helfern zur Reduzierung der Fachkräftelücke
Allerdings kann nicht in allen Berufen die Fachkräftelücke durch eine Qualifizierung von arbeitslosen An- und Ungelernten vollständig geschlossen werden. Gerade in der Pflege ist der Bedarf an Fachkräften deutlich höher als das Qualifizierungspotenzial von Helferinnen und Helfern. In einigen anderen Berufen wie zum Beispiel in der Lagerwirtschaft oder im Verkauf würde jedoch durch die Qualifizierung von 15 Prozent der arbeitslosen Helferinnen und Helfer der Bedarf an Fachkräften vollständig gedeckt. Würde man theoretisch alle arbeitslosen Helferinnen und Helfer, für die es derzeit keine ausreichenden Stellenangebote auf dem Arbeitsmarkt gibt, für die Tätigkeit als Fachkraft in Engpassberufen qualifizieren, könnte die gegenwärtige Fachkräftelücke um 23 Prozent von etwa 355.000 auf 272.000 reduziert werden.
Strategien zur Qualifizierung von Helferinnen und Helfern
Um Helferinnen und Helfer für die Tätigkeit als Fachkräfte zu qualifizieren, kommen unterschiedliche Qualifizierungswege in Frage. Diese Qualifizierungswege ergeben sich teilweise aus den Strukturmerkmalen der Beschäftigten. Ist ein Großteil der Helferinnen und Helfer zum Beispiel noch am Beginn der Berufslaufbahn, können reguläre oder assistierte Ausbildungen angeboten werden. Besteht das Qualifizierungspotenzial zum Großteil aus älteren Beschäftigten, so bieten sich Teilqualifikationen an. Arbeiten viele Helferinnen und Helfer in einem Beruf in Teilzeit, kann eine Teilzeit-Ausbildung eine sinnvolle Alternative sein. Bei einem hohen Anteil an ausländischen Helferinnen und Helfern sollte geprüft werden, welche Möglichkeiten für die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen bestehen.
Unternehmen können Helferinnen und Helfer als Potenzial zur Fachkräftesicherung nutzen
Unternehmen können von der Qualifizierung an- und ungelernter Helferinnen und Helfer profitieren. Hierbei hilft ihnen eine vorausschauende Personalplanung, eine gezielte Ansprache geeigneter Helferinnen und Helfer sowie eine Personalrekrutierung, die vorhandene Kompetenzen identifiziert und zugleich Potenziale der Qualifizierung mitdenkt. Die Fachkräftesituation wird sich durch den demografischen Wandel weiter verschärfen. Daher gilt es künftig, die Potenziale von Helferinnen und Helfern bei der Fachkräftesicherung intensiver zu nutzen.