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Potenziale heben: Junge Menschen ohne Anschluss

Potenziale heben: Junge Menschen ohne Anschluss

Zuletzt aktualisiert: 02. Mai 2023

600.000 Jugendliche unter 25 sind nicht in Arbeit, Ausbildung oder Studium. Eine große Gruppe, die grundsätzlich für eine Ausbildung zur Verfügung stehen würde. Warum es sich für Sie als Unternehmen lohnen kann, diese jungen Menschen anzusprechen und wie Sie vorgehen können, lesen Sie hier.

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Mehr als eine halbe Millionen Jugendliche sind grundsätzlich noch für eine Ausbildung verfügbar

Es gibt eine große Zahl an Jugendlichen, die aktuell für eine Ausbildung verfügbar, aber häufig für die Unternehmen nicht greifbar bzw. nicht gut sichtbar sind. Dies sind Jugendliche, die nach der Schule nicht direkt eine Ausbildung, ein Studium oder eine Beschäftigung beginnen. Dadurch sind sie beispielsweise nicht mehr über die Schulen erreichbar. Im Jahr 2021 gab es 630.000 junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren außerhalb des Schulsystems und des Arbeitsmarkts - der höchste Wert in  den letzten zehn Jahren (Bertelsmann Stiftung, 2023a).

In Zeiten, in denen Betriebe es immer schwerer haben, Auszubildende zu finden, bietet es sich für Sie als Unternehmen also an, diese Gruppe gezielt in den Blick zu nehmen.

Die entscheidende Frage ist, wo und wie Sie als Unternehmen diese Jugendlichen, die auch NEETs genannt werden, erreichen.

Was sind „NEETs“?

Als NEETs werden Jugendliche bezeichnet, die sich aktuell weder in der Schule noch in einer Ausbildung, einem Studium oder einer Beschäftigung befinden (englisch für Not in Employment, Education or Training).

Hierzu gehören zum Beispiel viele der zehntausenden Jugendlichen, die die Schule jedes Jahr ohne zumindest einen Hauptschulabschluss verlassen – alleine im Jahr 2021 waren es rund 47.500 (Bertelsmann Stiftung, 2023b). Aber auch Jugendliche mit Schulabschluss befinden sich unter den NEETs. Und während einige Jugendliche arbeitslos gemeldet sind, sind andere Jugendliche in keinem System erfasst, was die Kontaktmöglichkeiten zusätzlich erschwert. Die Gründe, warum diesen Jugendlichen der Übergang von Schule in Ausbildung und Beruf nicht direkt gelingt, sind vielfältig. Sie gehen zum Beispiel bei der Ausbildungsplatzsuche leer aus oder können sich nicht entscheiden, wie es weitergehen soll und ziehen sich zurück. Darüber hinaus gibt es Jugendliche, die eine Ausbildung oder ein Studium abbrechen und nicht sofort eine Alternative finden.

Wo erreichen Unternehmen Jugendliche außerhalb der Schule?

1. Wenden Sie sich an Stellen, die für Jugendliche außerhalb der Schule zuständig sind

Nutzen Sie bestehende öffentliche Institutionen wie Jugendwerkstätten, Jugendämter und Jugendzentren. Gehen Sie in den persönlichen Kontakt und informieren Sie darüber, dass Sie gerade Auszubildende suchen.

Kooperieren Sie auch mit Projekten wie Joblinge. Hier werden Jugendliche mit schlechteren Startchancen dabei unterstützt, eine Ausbildungsstelle zu bekommen, indem sie die Möglichkeit bekommen, erste Arbeitserfahrungen zu sammeln.

Auch in den Jugendberufsagenturen finden Sie Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Diese wenden sich als Zusammenschluss von Jobcentern, Arbeitsagenturen und Jugendämtern explizit an Menschen unter 25 Jahre.Weitere Informationen, wie Sie zum Beispiel mit Jugendberufsagenturen Azubis gewinnen, erfahren Sie hier.

Darüber hinaus sind junge Menschen häufig beim Sport anzutreffen. In Sportvereinen oder Fitnessstudios können Jugendliche ihre Stärken wie Ausdauer, Teamfähigkeit und taktisches Denken unter Beweis stellen.

2. Zeigen Sie, dass Sie auch offen sind für Jugendliche mit „Umwegen“ oder geringer Schulbildung

Schreiben Sie auf Ihrer Karriereseite zum Beispiel: „Du bist gut, so wie du bist. Komm zu uns, auch ohne Abschluss.“
So machen Sie klar: Schulbildung ist nicht das Einzige, was im praktischen Unternehmensalltag relevant ist. Es zählen auch Motivation, Ausdauer, soziale Kompetenzen. Überlegen Sie, welche Fähigkeiten wirklich in Ihrem Arbeitsalltag bzw. für die Ausbildung relevant sind, und zeigen Sie dies den Jugendlichen. Das ist auch über die Stellenanzeigen und insbesondere über Social Media möglich. Das bedeutet aber nicht, dass Sie keine Erwartungen mehr haben dürfen. Halten Sie stattdessen genau fest, welche Soft Skills und welche Werte für Sie als Unternehmen besonders zählen.

3. Geben Sie Jugendlichen durch längere Praktika mehr Zeit, ihre Stärken zu zeigen

Bieten Sie auch langfristige Praktika oder ein Praktikum mit Entlohnung an und integrieren Sie Ihre Praktikanten komplett ins Team. Nutzen Sie beispielsweise auch die Förderung im Rahmen einer einjährigen Einstiegsqualifizierung.

Durch die Agenturen für Arbeit oder die Jobcenter gib es einen Zuschuss zur Praktikumsvergütung. Die Einstiegsqualifizierung ebnet auch den Weg in die Ausbildung. Wer nach der Qualifizierung eine Ausbildung beginnt, kann sich Teile der Einstiegsqualifizierung anrechnen lassen und die Ausbildung verkürzen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier
Kommunizieren Sie zudem aktiv die Möglichkeit, ein Praktikum in Ihrem Unternehmen zu absolvieren, unabhängig von Schulkooperationen. Praktika ermöglichen gegenseitiges Kennenlernen und erzeugen eine Bindung. Außerdem zeigen sich die verborgenen Talente oft nicht am ersten Tag. Erst wenn die Jugendlichen sich im Betrieb integriert und angenommen fühlen, können sie ihre Fähigkeiten entwickeln und einbringen.

4. Zeigen Sie sich auf Social Media nahbar

Zeigen Sie sich selbst in Live Sessions auf Social Media. Erklären Sie dort, warum Sie zum Beispiel welchen Arbeitsschritt machen und stellen Sie Ausbildungsinhalte bildlich dar. Das gelingt auch durch Videos auf Ihrer Karriereseite. Binden Sie dazu Ihre Auszubildenden ein. Versuchen Sie, den Jugendlichen die Berufe so gut wie möglich näher zu bringen. Beantworten Sie Fragen und wecken Sie so möglicherweise Interesse an einem Ausbildungsplatz.

5. Stellen Sie Ihre Karriereseiten in verschiedenen Sprachen zur Verfügung

Lassen Sie einzelne Passagen Ihrer Karriereseite oder Slogans in andere Sprachen übersetzen. Stellen Sie die Auswahlmöglichkeit der Sprache anhand einer Flagge dar. Migrierte Jugendliche fühlen sich so verstärkt wahrgenommen. Achten Sie darauf, Stellenanzeigen in einer einfachen Sprache zu verfassen.

Wenn Jugendliche nach der Schulzeit nicht sofort den Übergang in eine Ausbildung schaffen, kann das auch damit zusammenhängen, dass sie ihr Potenzial aufgrund von geringen Sprachkenntnissen noch nicht voll entfalten und zeigen konnten. So gibt es in der Gruppe der NEET-Jugendlichen überproportional viele Menschen mit Migrationshintergrund (Brzinsky-Fay, 2022).

6. Nutzen Sie bestehende Unterstützungsmöglichkeiten

Nutzen Sie Möglichkeiten wie die assistierte Ausbildung bzw. ausbildungsbegleitende Hilfen. Dabei wird den Jugendlichen unter anderem eine Person zur Ausbildungsbegleitung zur Seite gestellt, die sie während der Ausbildung unterstützt und als Ansprechperson zur Verfügung steht.

Wir haben für Sie weitere Möglichkeiten der Ausbildungsförderung zusammengefasst.

Fazit: Gehen Sie den Jugendlichen entgegen

Sowohl aus individueller, unternehmerischer und volkswirtschaftlicher Perspektive ist es notwendig, die große Zahl von Jugendlichen, die aktuell weder im Bildungssystem noch in einer Beschäftigung sind, in Ausbildung oder Studium zu bringen.
Nutzen Sie versteckte Potenziale für die Rekrutierung von Auszubildenden und gehen Sie Wege, die Sie bislang nicht gegangen sind. Damit können Sie offene Ausbildungsplätze mit passenden Jugendlichen besetzen.