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Ausbildung als Berufskraftfahrer innovativ gestalten

Ausbildung als Berufskraftfahrer innovativ gestalten

Zuletzt aktualisiert: 18. Dezember 2020

Speditionen in ganz Deutschland suchen händeringend nach Berufskraftfahrern. Der körperlich anstrengende Job als LKW-Fahrer gehört zu den Mangelberufen. „So ein 40 Tonner kostet 200.000 Euro“, erklärt Ralf Wendorff, Ausbildungsberater der IHK Aachen. „Dazu kommt dann möglicherweise noch wertvolle Ware. Entsprechend verantwortungsvoll müssen die Männer und Frauen fahren. Und auch die dreijährige Ausbildung als Berufskraftfahrer ist vergleichsweise vielseitig und anspruchsvoll – das ist den wenigsten Menschen klar.“

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Im Berufskolleg Simmerath/Stolberg, das die schulische Ausbildung der LKW-Fahrer übernimmt, haben mittlerweile 17 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen Fluchthintergrund. Sprachdefizite sind im Ausbildungsalltag ein Problem. Vor allem aber sind es soziale Probleme, die den Ausbildungserfolg gefährden. Insgesamt brechen etwa 30 Prozent pro Jahrgang am Berufskolleg ihre Ausbildung ab – ganz unabhängig davon, ob sie einen deutschen oder ausländischen Pass besitzen.

Auszubildende mit Fluchterfahrung brauchen zusätzliche Unterstützung

„Wir machen die Erfahrung, dass die Jugendlichen mit Fluchthintergrund sehr engagiert, sehr lernwillig und im Schnitt auch sehr intelligent sind“, erzählt Klemens Stanzel, Lehrer und Bildungskoordinator am Berufskolleg Simmerath/Stolberg. „Wir erleben hier an der Schule aber auch, wie belastet diese jungen Menschen durch ihre Fluchtgeschichte sind und dass sie ohne zusätzliche Unterstützung eigentlich keine Chance haben, sich in Deutschland erfolgreich zu integrieren und beruflich Fuß zu fassen.“

Es sind einige Hürden, die diese Jugendlichen zu überwinden haben. Viele von ihnen sind allein eingereist und haben keine Familie, die sie vor Ort stützt. Immer wieder müssen sie sich mit Ämtern auseinandersetzen. Aus der Heimat erreichen sie teilweise verstörende Nachrichten. Es kommt zu Fällen, in denen Jugendliche offene Ablehnung in ihrem Arbeitsalltag erleben. „Es gibt in Deutschland ohnehin schon Vorurteile gegenüber den vermeintlich dummen LKW-Fahrern – und wenn die dann noch farbig sind und gebrochen Deutsch sprechen scheint das für den einen oder anderen Lager-Mitarbeiter der beste Anlass zu sein, um seinen Vorurteilen freien Lauf zu lassen“, erzählt Stanzel aus der Praxis. „Die geflüchtete Jugendlichen sind massiv verunsichert und trauen sich in solchen Situationen nicht, die Schulter breit zu machen, selbstbewusst aufzutreten und gleichzeitig deeskalierend zu wirken. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, diesen jungen Menschen Rüstzeug im Sinne von sozialer Kompetenz mit auf den Weg zu geben.“

Förderung durch berufsethische Seminare

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat zwischen 2017 und 2020 das Programm „Förderung sozialer Kompetenz in der dualen Ausbildung insbesondere zur Integration von Flüchtlingen“ aufgelegt. Die Ergebnisse wurden in einer Broschüre zusammengefasst. Das Berufskolleg Simmerath/Stolberg hat sich erfolgreich für das Programm beworben und im Zuge dessen vielfältige Maßnahmen ins Leben gerufen. Besonders stolz ist die Schule auf die Einführung ganztägiger Seminare zu Toleranz und Berufsethik. In jedem Ausbildungsjahrgang nehmen sich die Lehrerinnen und Lehrer ein bis drei Tage Zeit, um gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern an diesen Themen zu arbeiten.

Mit Unterstützung einer Sozialarbeiterin und externer Pädagogen sprechen die Jugendlichen zum Beispiel über ihre eigene Rolle in der Arbeitswelt, über gelungene Teamarbeit und über mögliche Konflikte.

„Gleichzeitig ist uns aber auch wichtig, ganz alltagsnahe Situationen zu behandeln“, berichtet Stanzel. „So haben wir zum Beispiel auch die Autobahnpolizei zum Austausch mit den Jugendlichen eingeladen. Unsere Schülerinnen und Schüler sollen die Scheu vor der Zusammenarbeit mit Behörden verlieren und wissen: Welche Rechte habe ich? Wie kommuniziere ich mit Beamten vor Ort? Was erwarten Polizisten während einer Kontrolle von mir?“

Auch ein Besuch auf der NS-Ordensburg Vogelsang, einst Schulungsstätte der NSDAP, steht auf dem Programm für die angehenden Lastkraftfahrer. Bei der Exkursion geht es um eine kritische Auseinandersetzung mit der NS-Ideologie, mit Rassenwahn, Ausgrenzung und der Verführung durch Ideologien.

Älterer Mann mit Aufträgen in der Hand und dunkelhäutiger LKW-Fahrer

Soziale Kompetenz in der Praxis

Von dem Engagement der Schule profitieren am Ende auch die Ausbildungsbetriebe – davon ist Detlef Monjean, Director der Spedition Monjean-Transporte, überzeugt. Die Spedition aus Düren bildet einen Geflüchteten als LKW-Fahrer aus. „Letztlich war es schon immer so, dass man als Ausbildungsbetrieb die Verantwortung für die jüngere Generation übernommen hat“, meint er. „Für uns als Unternehmen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir unsere Auszubildende so unterstützen, wie wir das eben als Betrieb leisten können.“ Bei geflüchteten Jugendlichen gehe es dann nicht nur um die reine Wissensvermittlung, sondern auch um Unterstützung bei Behördengängen oder ähnlichem. „Ich erlebe die Kolleginnen und Kollegen von der Berufsschule Simmerath da aber auch als sehr engagiert und habe das Gefühl, dass wir in der Ausbildung alle an einem Strang ziehen. Ich glaube, es braucht Menschen, die sich kümmern – was wir dadurch erhalten sind engagierte Auszubildende, die sich bei uns integrieren möchten und zu wertvollen Stützen im Unternehmen heranwachsen könne.

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