Warum ausbilden?
Zuletzt aktualisiert: 06. September 2021Vor dem Start als Ausbildungsbetrieb sollten Sie genau wissen, welche Ausbildungskosten auf Sie zukommen. Wenn Sie selbstständig sind, können Sie so einschätzen, ob Sie die Investition in die Ausbildung auch wirklich stemmen können. Wenn Sie Ausbildungsleitung sind oder in der Personalabteilung eines mittelständigen Unternehmens arbeiten, müssen Sie vor der Geschäftsführung Rede und Antwort stehen. Daher sollten Sie alle guten Gründe sowie die zu den erwarteten Kosten bereithalten.
Gute Gründe für eine betriebliche Ausbildung
- Ausbildung ist der beste Schutz vor Fachkräftemangel und daher eine Investition in die Zukunft. Gerade in Zeiten von Fachkräfteengpässen droht das Risiko, offene Stellen gar nicht oder längere Zeit nicht besetzen zu können.
- Die Rekrutierung einer bereits qualifizierten Fachkraft auf dem externen Arbeitsmarkt dauert lange und ist kostspielig. Insgesamt investiert ein Betrieb für die Rekrutierung im Durchschnitt über 10.000 Euro (siehe Abbildung unten). Auch diesen Betrag können Sie einsparen, wenn Sie selbst ausbilden.
- Durch die eigene Ausbildung gewinnen Sie langfristig eine loyale Fachkraft, die gut ins Team passt und genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens hin ausgebildet ist.
- Sie leisten einen gesellschaftlichen Beitrag und geben jungen Menschen eine Chance für den Start in das Berufsleben. Außerdem positionieren Sie sich als attraktiver Ausbildungsbetrieb in der Region und steigern Ihr positives Image unter Kunden, Lieferanten und potenziellen Mitarbeitenden!
Warum sich Ausbildung lohnt
Ausbildungskosten aus betrieblicher Sicht
Grob können die Ausbildungskosten in vier Bereiche unterteilt werden. Das Bundesinstituts für Berufsbildung befragt regelmäßig deutsche Ausbildungsbetriebe wie hoch diese vier Kostenbereiche (brutto) sind:
- Personalkosten für die Auszubildenden: Den größten Anteil davon machen mit knapp 13.000 Euro die Personalkosten der Auszubildenden aus, also die Ausbildungsvergütung.
- Personalkosten für das Ausbildungspersonal, also haupt- und nebenberufliche Ausbilderinnen und Ausbilder: Fast 5.000 Euro geben die Betriebe für das Ausbildungspersonal aus.
- Anlage- und Sachkosten, z.B. Werkzeuge und Geräteausstattung, oder Kosten für Lehrwerkstätten
- Sonstige Kosten, z.B. Rekrutierungskosten, Kammergebühren, Kosten für Lernmaterialien
Insgesamt belaufen sich die Kosten für ein durchschnittliches Ausbildungsjahr also auf knapp 20.000 Euro. Die Höhe der Kosten unterscheidet sich dabei natürlich von Betrieb zu Betrieb und variieren auch je nach Ausbildungsberuf. Große Betriebe haben zum Beispiel tendenziell etwas höhere Kosten. In Ostdeutschland sind die Kosten etwas geringer als in Westdeutschland, und in der Industrie sind sie wiederum etwas höher als im Handwerk (siehe auch Schönfeld et al. 2020). Da die Ausbildungskosten zum großen Teil aus Lohnkosten bestehen, variieren die Ausbildungskosten entsprechend des allgemeinen Lohnniveaus im Betrieb.
In diesem Erklärvideo zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre potentiellen Ausbildungskosten schätzen können und welche Aspekte Sie dabei beachten sollten:
Azubis generieren auch Erträge – Nettokosten beachten!
Im Durchschnitt 20.000 Euro für die Ausbildung zu investieren, hört sich zwar zunächst viel an. Sie müssen allerdings berücksichtigen, dass dies die direkten Ausgaben betrifft, also die sogenannten Bruttokosten (siehe auch Schönfeld et al. 2020). Wenn Sie ausbilden, arbeiten die Auszubildenden normalerweise auch mit, und zwar in jedem Ausbildungsjahr etwas mehr. Sie generieren also auch Erträge. Diese liegen im Durchschnitt immerhin bei etwas mehr als 14.000 Euro. Die Differenz aus den Bruttokosten und den Erträgen ergeben die sogenannten Nettokosten, also die Kosten, die der Betrieb tatsächlich in die Ausbildung investieren muss. Diese liegen in Deutschland im Durchschnitt pro Ausbildungsjahr bei knapp 6.500 Euro.
Die Ausbildung ist also zunächst eine Investition. Dabei gibt es natürlich, wie oben beschrieben, große Unterschiede zwischen den Betrieben und den Ausbildungsberufen. Bei ca. einem Drittel der Auszubildenden fallen gar keine Nettokosten an, oder sogar Nettoerträge. Dennoch lohnt sich eine Ausbildung auch für die Betriebe mit sogenannten Nettokosten.