Fachkräfte für das Gastgewerbe
Das Gastgewerbe steht vor großen Herausforderungen. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Personalsuche mit Kernbotschaften gestalten können, wie Sie Azubis begeistern und binden können und warum es wichtig ist, internationale Fachkräfte in den Blick zu nehmen. Wir geben Ihnen Tipps zu wertschätzender Personalführung, Weiterentwicklung und Karriereperspektiven.
Besondere Herausforderungen der Branche auf einen Blick
- Fachkräfteengpässe: Nachdem die Fachkräfteengpässe im Bereich Hotel und Gastronomie lange Zeit gestiegen waren, geht die Fachkräftelücke seit Sommer 2022 tendenziell wieder zurück. Das liegt insbesondere an einer gesunkenen Nachfrage nach Fachkräften in diesem Bereich. Dennoch bestehen auch aktuell noch deutlich spürbare Probleme bei der Stellenbesetzung.
- Branchenwechsel: Viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind aufgrund von Unsicherheiten und finanziellen Einbußen während der Corona-Pandemie in andere Berufe abgewandert. Auch nach der Pandemie ist ein großer Teil von ihnen nicht in die Branche zurückgekehrt. Das verstärkt den Fachkräftemangel.
- Unbesetzte Ausbildungsplätze: Vor allem bei der Besetzung von Ausbildungsstellen sehen sich die Betriebe großen Herausforderungen gegenüber.
Hier fehlen die meisten Fachkräfte im Gastgewerbe
Mit Hilfe unserer interaktiven Grafik können Sie sich die Top-Engpassberufe im Gastgewerbe für alle Bundesländer gefiltert nach Qualifikationsniveau anzeigen lassen.
Sie interessieren sich für weitere Daten und Fakten zur Fachkräftesituation in Hotel- und Gaststättenberufen? Dann sehen Sie sich die Kurzstudie KOFA Kompakt 07/2023 an.
Der Fachkräftemangel war auch vor Corona schon eine große Thematik in der Branche. Eine enorme Herausforderung, weil wir – mit über 30 Prozent Beschäftigungswachstum innerhalb der letzten zehn Jahre – so stark gewachsen sind.
Sandra WardenGeschäftsführerin DEHOGAPersonalsuche mit Kernbotschaften – Was zeichnet Sie aus?
Zielgerichtete Personalsuche: Legen Sie das Anforderungsprofil fest und passen Sie Ihre Stellenausschreibung dahingehend an. Welche Qualifikationen, Fachkenntnisse und Fähigkeiten werden genau benötigt?
Auch der Blick nach innen ist notwendig, um Stellenbesetzung zu individualisieren. Nutzen Sie die sogenannte SWOT-Analyse, um die Stärken und Schwächen Ihrer Personalarbeit zu analysieren und bauen Sie auf Basis Ihrer Analyseergebnisse Ihre Arbeitgebermarke auf. Eine auf Ihr Unternehmen zugeschnittene Stellenanzeige unterstützt Sie dabei, die für Ihr Unternehmen passende Bewerberin oder den passenden Bewerber zu finden.
Rekrutierungskanäle und Methoden
Nutzen Sie neben den klassischen Kanälen (Jobbörsen, Besuch von Messen und Fachveranstaltungen) auch folgende Rekrutierungswege:
- Karriereseite erstellen (= Stellenanzeige auf der eigenen Homepage veröffentlichen),
- Social Media als zielgruppengerechte Ansprache nutzen,
- Mitarbeitende als Markenbotschafter in die Personalsuche einbinden
KOFA-Tipp
Nutzen Sie Kernbotschaften: Kernbotschaften vermitteln Bewerbenden, wofür ein Unternehmen als Arbeitgeber steht. Dabei ist es wichtig, sich keiner Marketing-Floskeln zu bedienen (zum Beispiel „Wir sind ein tolles Team“). Besser ist es, zu beschreiben, wie diese Tatsache Ihre Unternehmenskultur geprägt hat. Zudem sollten Aussagen nicht lediglich aufgestellt, sondern erläutert und zielgruppengerecht formuliert werden. Durch Kernbotschaften können Sie sich als Arbeitgeber positionieren und von der Konkurrenz absetzen.
Nutzen Sie Netzwerke: Als Impulsgeber und Sprachrohr der Branche möchte der Leaders Club – ein Netzwerk von Gastronomie begeisterten Menschen und Unternehmen – die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Gastronomie in Deutschland stärken und das Bewusstsein dafür in der Öffentlichkeit schaffen. Eine besonders schöne Kampagne um für die Branche zu begeistern ist Willkommen in der Gastrofamily.
Azubis begeistern und binden
Um junge Menschen gezielt ansprechen zu können, sollten Sie sich mit deren Wünschen und Bedürfnissen auseinandersetzen. In der Ansprache kann das bedeuten, dass Sie vielseitiger werden müssen. Das ist zwar aufwändig, hilft aber, frühzeitig Interesse zu wecken und eine Bindung zu Ihrem Unternehmen herzustellen.
Ausbildungsmarketing: Beispiele von Rekrutierungskanälen
- Pflegen Sie Schulkooperationen.
- Bieten Sie Praktika an. Das geht auch „digital“.
- Wenn Sie sich unsicher sind, ob eine Bewerberin bzw. ein Bewerber wirklich zu den Anforderungen im Ausbildungsberuf passt, können diese ihre Fähigkeiten bei einer „Einstiegsqualifizierung“ unter Beweis stellen.
- Seien Sie präsent auf Ausbildungsmessen.
- Auch Ihre Azubis können Sie dabei einbinden. Bei vielen Industrie- und Handelskammern gibt es entsprechende Projekte der „Ausbildungsbotschafter“.
- Mit „(digitalen) Azubi-Speed-Datings“ können Sie schnell und unkompliziert viele potenzielle Auszubildende kennenlernen und sich als attraktives Ausbildungsunternehmen präsentieren.
- Viele Kammern bieten in Zusammenarbeit mit den Arbeitsagenturen Aktionen zur „Nachvermittlung“ an – dort haben Sie auch nach offiziellem Ausbildungsstart noch die Chance, passende Bewerbende für Ihr Unternehmen zu finden.
Azubi-Onboarding: Eigentlich beginnt das Onboarding, also die Integration und Bindung von neuen Mitarbeitenden, schon beim ersten Kontakt mit einem Unternehmen. Mit der Vertragsunterschrift geht es aber richtig los, besonders bei den zukünftigen Auszubildenden. Vor allem sollten Sie richtig gut darin werden, Probleme frühzeitig zu erkennen und Ausbildungsabbrüchen vorzubeugen. Erfahren Sie, welche Maßnahmen Sie beim Onboarding von Azubis ergreifen können.
International rekrutieren
Internationale Fachkräfte sind für den DEHOGA-Bereich überdurchschnittlich wichtig. Zum Vergleich: Über alle Berufe hinweg hat nur ein geringer Anteil der Beschäftigten eine ausländische Nationalität. Im Interviewzeigt Sandra Warden, Geschäftsführerin des deutschen Hotel- und Gäststättenverbands, die Bedeutung des Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf.
Rekrutierung von internationalen Auszubildenden
Die Biografien und Lebensläufe von Bewerberinnen und Bewerbern aus dem Ausland entsprechen nicht immer dem klassischen deutschen Standard. Welche positiven Erfahrungen Sie jedoch machen können, wenn Sie offen für internationale Auszubildende sind und welche Unterstützung Sie bei der Einstellung nutzen können, erfahren Sie in unserem Praxisbeispiel.
Rekrutierung von internationalen Fachkräften
Menschen mit Migrationshintergrund sind überproportional oft im Gastbewerbe beschäftigt und bilden daher eine wichtige Zielgruppe für die Rekrutierung. Was Sie bei der Rekrutierung und erfolgreichen Integration von Menschen aus dem Ausland beachten müssen, erfahren Sie in unser Handlungsempfehlung.
Wie binden Sie qualifiziertes Personal?
Bei der Mitarbeiterbindung spielt die wertschätzende Führungskultur sowie das Schaffen beruflicher Perspektiven eine wichtige Rolle.
Wertschätzende Führung
Nicht nur das Wohlbefinden der Gäste, sondern auch das Wohlergehen Ihrer Mitarbeitenden ist für den Unternehmenserfolg und die langfristige Bindung motivierter Mitarbeitender entscheidend. Eine gute Personalführung zielt darauf ab, die Unternehmens- mit den Mitarbeiterzielen in Einklang zu bringen. Konkret gilt es, gewinnbringend zu wirtschaften und gleichzeitig die Zufriedenheit der Beschäftigten im Blick zu behalten. Wer von den eigenen Beschäftigten Klarheit, Offenheit, Empathie, Respekt und Verlässlichkeit erwartet, sollte dies auch im Umgang mit den Angestellten vorleben. Zudem trägt eine wertschätzende Austausch- und positive Fehlerkultur zum allgemeinen Wohlbefinden bei.
Für Führungskräfte, die sich gemeinsam mit ihrem Team weiterentwickeln möchten, ist es wichtig, offen über Erfahrungen sprechen zu können. In vielen Betrieben werden jedoch Fehler weiterhin tabuisiert. Dies ist fatal, da nur aus offen kommunizierten Fehlern gelernt und Abläufe verbessert werden können. Ermutigen Sie daher Ihre Mitarbeitenden, über Fehler zu sprechen und leiten Sie diese dahingehend an. Eine positive Einstellung zu Fehlern, im Sinne von „Danke, dass ihr diesen Fehler mit uns teilt“, ist hierbei entscheidend.
Erfahren Sie im Interview mit Herrn Alfons Weiß, Hoteldirektor im Bayerwaldhof, wie Sie Mitarbeiterbindung in Krisenzeiten gestalten können und was Unternehmen tun können, um ihre Mitarbeitenden zu motivieren.
Über die Weiterbildung von Mitarbeitenden, vor allem der An- und Ungelernten oder Quereinsteigenden, fördern Sie die Bindung an Ihren Betrieb. Aber auch für ausgebildete Fachkräfte gibt es viele Möglichkeiten für eine Fort- oder Weiterbildung. Beispiele für Fortbildungen sind Hotelfachschulen (staatlich geprüfte/r Betriebswirt/in), Studiengänge an Hochschulen oder Berufsakademien, Meister/-in und Fachwirt/-in im Gastgewerbe, zum Beispiel Sommelier/Sommelière oder Diätkoch/-köchin. Auch E-Learning, Sprachförderung oder Wissenstransfer sind Weiterbildungsmöglichkeiten. Dabei können viele Maßnahmen über die Angebote der Arbeitsagentur gefördert werden. Hinweise dazu finden Sie hier.
Hier finden Sie allgemeine Informationen zur Weiterbildung von Mitarbeitenden.