Candidate Experience
Sie geistern immer mehr umher, in Fachzeitschriften, auf Messen oder Expertenblogs: Begriffe wie Candidate Experience und Candidate Journey oder Employee Experience und Employee Journey. Was hat es damit auf sich? Und ist das wirklich eine Art „Wunderwerkzeug“ bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden?
Wunderwerkzeuge zum Gewinnen von Mitarbeitenden gibt es leider nicht. Dennoch besitzt dieses Werkzeug sehr viel Kraft und bietet große Chancen, die Nase vorn zu haben, wenn es darum geht, Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Lassen Sie sich also von Trendbegriffen wie Candidate Experience nicht abschrecken. Im Gegenteil: Ergreifen Sie die Chance, die in diesem Werkzeug liegt und nutzen Sie diese für sich.
Candidate Experience und Co.: eine Einordnung
Kurz gesagt, geht es um alle Erfahrungen (Experience) die ein Kandidat (Candidate) oder Mitarbeitender (Employee) auf seiner Reise (Journey) mit einem Unternehmen macht. Menschen kommen an verschiedenen Stellen mit Ihrem Unternehmen in Kontakt: Interessenten können dann zu Bewerbenden werden, wenn Sie vom ersten Kontakt an einen guten Eindruck von Ihrem Unternehmen haben.
Chancen an den Kontaktpunkten nutzen
Jeder einzelne Kontaktpunkt gibt Ihrem Unternehmen die Chance, sich als attraktiver Arbeitgeber zu zeigen. Um die stark umworbenen Fachkräfte für sich einzunehmen, gilt es jeden dieser Kontaktpunkte zwischen Menschen und Unternehmen positiv zu gestalten. Ihr Unternehmen will wahrgenommen werden und Begeisterung wecken - egal ob bei Interessenten, Bewerbenden, Mitarbeitenden oder ehemaligen Mitarbeitenden.
Welche Kontaktpunkte können das sein? Messen, Praktika, Stellenbörsen, Vorstellungsgespräch, Arbeitgeberbewertungsportale, Mitarbeitergespräche und viele mehr kommen infrage.
Schafft es Ihr Unternehmen, eine positive Erlebniswelt aufzubauen, zahlt dies entscheidend auf die eigene attraktive Arbeitgebermarke (Employer Branding) ein.
Stellen Sie Ihr Unternehmen auf den Prüfstand: Identifizieren Sie Ihre relevanten Kontaktpunkte und prüfen Sie, ob Sie Ihre Chancen optimal nutzen.
7 Tipps für eine gute „Reiseerfahrung“ mit Ihrem Unternehmen
Tipp 1: Innere Haltung
Stellen Sie sich sozusagen in die Schuhe der Zielgruppen, egal wie anders sich diese Schuhe anfühlen mögen. Wie erlebt ein junger Mensch Ihr Unternehmen auf einer Messe oder in den sozialen Medien? Wie empfindet eine erfahrene Fachkraft Ihren Bewerbungsprozess? Versuchen Sie sich in die Personen hineinzuversetzen und prüfen Sie dann mit kritischem Blick, wie diese Zielgruppe wohl die einzelnen Kontaktpunkte mit Ihrem Unternehmen wahrnimmt.
Seien Sie sich dabei immer bewusst: Heutzutage sind es nicht mehr die Bewerbenden, die sich bei den Unternehmen bewerben. Es sind Sie als Unternehmen, das sich bei den Arbeitskräften bewerben muss. Es mag schwierig sein, das zu akzeptieren. Aber es ist diese gelebte innere Haltung, die es braucht, um die Kontaktpunkte optimal zu verändern, sodass sie wirksam werden.
Tipp 2: Social Media
Social Media wird von vielen Menschen intensiv genutzt und ist daher eine gute Möglichkeit, um mit der Zielgruppe in Kontakt zu kommen. Hier ist besonders wichtig zu wissen, welche Kanäle zu Ihnen passen und auf welchen Kanälen welche Zielgruppen zu finden sind, wie sie angesprochen werden wollen und welche Inhalte sie interessieren. Nur wenn Sie mit diesem Wissen gezielt und regelmäßig die passenden Kanäle bespielen, wird man auf Sie aufmerksam, folgt Ihnen, teilt Ihre Beiträge, vergibt einen Daumen hoch und wird zu einem potenziellen Fan oder sogar zu einer oder einem Bewerbenden.
Nutzen Sie diese weiteren Praxistipps, um Social Media optimal zu gestalten:
Mehr erfahrenTipp 3: Stellenanzeige
Sie wollen im Gedächtnis bleiben. Sie wollen aus der Masse herausstechen. „Bemerkenswert“ muss Ihre Stellenzeige sein, denn Sie wollen den Funken Interesse generieren, der Menschen im besten Falle zu Bewerbenden oder Fans Ihres Unternehmens macht.
Nutzen Sie authentische, emotionale Bilder, halten Sie den Text kurz und schreiben Sie so, dass Sie selbst Lust hätten, sich bei Ihnen zu bewerben. Legen Sie die Stellenanzeigen Ihren Zielgruppen vor, denn Ihnen muss der Fisch schmecken. Verbannen Sie Floskeln, werden Sie konkret und bleiben Sie glaubwürdig. Besonders positiv stechen Stellenanzeigen hervor, die einen Gehaltsrahmen nennen, denn das gibt Sicherheit und vermittelt Wertschätzung bei den zukünftigen Mitarbeitenden.
Mehr zum Thema Stellenanzeigen finden Sie auf folgenden Seiten:
- Sieben Tipps zur perfekten Stellenanzeige - KOFA
- Online-Stellenanzeigen erfolgreich gestalten - KOFA
- Mit Stellenanzeigen gezielt weibliche Fachkräfte gewinnen
Tipp 4: Karrierewebseite
Die Karrierewebseite ist ein zentraler Kontaktpunkt, dem Sie viel Aufmerksamkeit widmen sollten. Alle Wege sollten zur Karriereseite führen, ob über Google, Social Media oder der Direkteingabe, nachdem eine Interessentin oder ein Interessent von Ihrem Unternehmen erfahren hat. Mit einer guten SEO-Optimierung gelangen möglichst viele Suchende auf Ihre Seite. Tipps bekommen Sie in unserem Video. Auf Ihrer Karrierewebseite können Sie auf vielfältige Weise Ihr Unternehmen erlebbar machen und authentisch zeigen, wer Sie sind und wie es sich anfühlt, bei Ihnen zu arbeiten. Hier haben Sie viele Möglichkeiten, den Funken bei der Nutzerin oder beim Nutzer am anderen Ende zu entfachen, sodass sie oder er Lust bekommt, sich bei Ihnen, am besten mit einem Klick, zu bewerben.
Aufwändige Registrierprozesse, um sich zu bewerben, sind abschreckend. Klicken Sie sich selbst einmal als Testbewerber oder Testbewerberin durch Ihre Seite oder lassen Sie eine oder einen Bekannten diese Reise einmal ausführen - gibt es Verbesserungspotenzial?
Hier finden Sie Handlungshilfen für die optimale Gestaltung Ihrer Karrierewebseite:
- Gute Karriereseite aufbauen - KOFA
- Checkliste Karriereseite
- Karriereseite gestalten: Tipps für Unternehmer - YouTube
Tipp 5: Bewerbungsprozess
Eins ist sicher: Je länger sich ein Bewerbungsverfahren in die Länge zieht, desto frustrierender ist das für die Bewerbenden, die dem Unternehmen dadurch schließlich verloren gehen. Es geht also um Schnelligkeit und um Transparenz, denn die Bewerbenden wollen wissen, wann was mit ihrer Bewerbung passiert. Ist eine Onlinebewerbung intuitiv und ohne Hürden möglich? Haben die Bewerbenden eine feste Ansprechperson, die ihnen stets Auskunft geben kann über den Status der Bewerbung und die nächsten Schritte? Werden zeitnah Informationen versendet, zum Beispiel über den Ort und Ablauf des Bewerbungsgesprächs und darüber, wer teilnehmen wird? Erfolgt das Gespräch in einem offenen und wertschätzenden Ambiente? Ist das Gespräch gut vorbereitet? Wird dem oder der Bewerbenden eine Hospitation angeboten, damit er oder sie erleben kann, wie es wäre, in Ihrem Unternehmen zu arbeiten? Wenn Sie es schaffen, Bewerbende sogar bei einer Absage zu einem Fan Ihres Unternehmens zu machen, haben Sie verstanden, dass jedes Bewerbungsgespräch eine Chance ist und auf Ihr Image einzahlt.
Hinweise, wie Bewerbungsgespräche erfolgreich geführt werden, finden Sie in diesem Beitrag.
Tipp 6: Onboarding
Wie erlebt man Ihr Unternehmen, wenn man gerade den Arbeitsvertrag bei Ihnen unterschrieben hat? Lehnen Sie sich noch zurück und warten bis zum ersten Arbeitstag oder gehören Sie schon zu denen, die ab dem Moment, in dem die Tinte trocken ist, das Onboarding beginnen? Das ist sehr schlau, denn gerade an diesem Kontaktpunkt können Sie sich merklich von anderen Unternehmen abheben und Ihren neuen Mitarbeitenden von sich begeistern. Nutzen Sie die Zeit bis zum ersten Arbeitstag, damit er oder sie bereits begeistert ist vom Unternehmen und sich dann schon zugehörig fühlt. Gestalten Sie den ersten Arbeitstag und die ersten Wochen positiv, wertschätzend und motivierend. So wird der oder die „Neue“ schnell zu einem oder einer loyalen Mitarbeitenden, der oder die positiv über Sie spricht.
Wie Sie das schaffen können, erfahren Sie an folgenden Stellen:
- Onboarding erfolgreich gestalten und profitieren - KOFA
- Checkliste Onboarding
- Video: Virtuelles Onboarding: Tipps und Ideen
Tipp 7: Austritt aus dem Unternehmen
Geht eine Fachkraft, die Sie am liebsten nicht gehen lassen würden, dann sagen Sie es ihr. Auch wenn Sie vielleicht wütend sind, dass zum Beispiel ein junger Mensch, den Sie vor kurzem erst mit Herzblut ausgebildet haben, ihr Unternehmen verlässt: Verschließen Sie nicht die Tür. Nur wenn Sie im Guten auseinandergehen, Sie diesem Menschen Ihre Wertschätzung zeigen und aktiv darauf hinweisen, dass er oder sie willkommen ist wiederzukommen, besteht eine reelle Chance auf eine Rückkehr. Hier erfahren Sie, wie Sie positiv mit Kündigungen umgehen.