Azubi-Speed-Dating
Was ist ein virtuelles Azubi-Speed-Dating? Welche Vorteile ergeben sich für die Azubi-Suche? Und welche Fragen eignen sich fürs Azubi-Speed-Dating? – Melanie Vennemann von der IHK Nord Westfalen und Christine Danwerth, Personalreferentin bei der PORR Oevermann GmbH, teilen in einem Doppelinterview ihre Erfahrungen. Melanie Vennemann war im Frühjahr 2020 für die Durchführung des ersten digitalen Azubi-Speed-Datings der IHK Nord Westfalen zuständig. Personalreferentin Danwerth hat über diese Veranstaltung einen Auszubildenden gefunden.
Das Azubi-Speed-Dating der IHK Nord Westfalen bietet Chancen für Betriebe und Azubis
Frau Vennemann, was ist ein virtuelles Azubi-Speed-Dating?
Vennemann: Das digitale Veranstaltungsformat ist einfach und soll es auch sein: Wir als IHK stellen einen Online-Kalender zur Verfügung. Ausbildungsbetriebe, die Nachwuchs suchen, können sich für diesen Online-Kalender registrieren lassen. Die Schülerinnen und Schüler buchen dann einen Speed Dating Termin bei einem Ausbildungsbetrieb. Die Gesprächstermine können telefonisch oder per Video-Call durchgeführt werden. Sie dauern höchstens zehn Minuten und sollen ein erstes, unkompliziertes Kennenlernen zwischen Unternehmen und potenziellen Azubis ermöglichen.
Frau Danwerth, warum haben Sie sich für das virtuelle Azubi-Speed-Dating angemeldet?
Danwerth: Die Rekrutierung von Azubis hat bei der PORR Oevermann GmbH eine hohe Priorität. Als Bauunternehmen ist es für uns nicht einfach, Nachwuchskräfte zu finden. Bei der Baubranche denken die meisten Schülerinnen und Schüler an harte, körperliche Arbeit – dabei bilden wir in 10 ganz unterschiedlichen Ausbildungsberufen aus, darunter auch kaufmännische Berufe. Ein Speed Dating ist für uns eine gute Chance, um Vorurteilen zu begegnen und für eine Ausbildung bei uns zu werben. Ursprünglich hatten wir uns bei der IHK zu einem klassischen Speed Dating vor Ort angemeldet – wir waren dann aber sehr dankbar, dass die IHK während der Corona Pandemie ein virtuelles Azubi Speed Dating ermöglicht hat.
Haben alle Unternehmen so positiv auf das Angebot zum virtuellen Azubi-Speed-Dating reagiert?
Vennemann: Das virtuelle Speed-Dating 2020 war ein großer Erfolg für die IHK Nord Westfalen. 150 Ausbildungsbetriebe haben an der Aktion teilgenommen. Fünfhundert Gespräche sind zwischen Unternehmen und Schülerinnen und Schülern geführt worden. Zugegeben: Bei unseren Präsenzveranstaltungen waren in der Vergangenheit mehr Schülerinnen und Schüler. Man darf aber nicht vergessen: Die Schulen waren zur Zeit der Veranstaltung geschlossen. Die jungen Leute sind nicht gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern zu einer Präsenzveranstaltung in die IHK gekommen, sondern mussten selbstständig Termine mit den Unternehmen vereinbaren. Die Jugendlichen, die sich beteiligten, haben somit ein hohes Eigenengagement und Interesse bekundet.
Wie können sich Unternehmen auf ein virtuelles Azubi-Speed-Dating vorbereiten?
Vennemann: Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass die Unternehmen sich klar machen, dass ein Azubi-Speed-Dating kein offizielles Bewerbungsgespräch ist. Es geht um einen ersten ungezwungenen Kontakt. Von daher empfehle ich Unternehmen auch, die Erwartungshaltung zu drosseln. Nicht alle Schülerinnen und Schüler studieren im Vorfeld zum Beispiel die Karriereseite des Unternehmens.
Danwerth: Ich habe mich auf das Speed-Dating vorbereitet, indem ich mir die Ausbildungswünsche angeschaut habe, die die Jugendlichen bei der Anmeldung angegeben haben. Mir war wichtig, dass ich hier konkret auf die Schülerinnen und Schüler eingehen und Fragen beantworten konnte.
Ich habe mir im Vorfeld des Gesprächs außerdem einen kleinen Fragenkatalog zusammengestellt: Ich habe zum Beispiel alle Kandidaten und Kandidatinnen nach Erfahrungen bei Praktika gefragt. Die Gespräche habe ich protokolliert. Diese Gedächtnisstütze war mir wichtig, um die Jugendlichen im Nachhinein beurteilen und vergleichen zu können.
Welche Vorteile bietet ein virtuelles Azubi-Speed-Dating den Betrieben?
Vennemann: Unternehmen lernen viele ausbildungsinteressierte Jugendliche in kurzer Zeit kennen. Es bedarf keiner Anreise, es muss kein Messestand aufgebaut werden. Die kurzen Gespräche können, dank Terminvergabe, ohne Probleme in den normalen Arbeitsalltag integriert werden. Wir sind der Meinung, dass diese Vorteile für die Unternehmen durchaus von Bedeutung sind. Deshalb werden wir das Azubi-Speed-Dating auch im nächsten Jahr nicht als Präsenzveranstaltung durchführen. Wir bleiben digital und nutzen die Vorteile, die sich daraus ergeben.
Danwerth: Ich kann die Vorteile nur bestätigen. Wir konnten über den Erstkontakt beim Speed Dating in diesem Jahr auch einen Ausbildungsplatz besetzen. Nach dem positiven Gespräch und dem Sichten der Bewerbungsunterlagen, konnte der Bewerber unsere Fachabteilung auch in einem persönlichen Bewerbungsgespräch überzeugen. Wir freuen uns, dass wir so auch unter Corona-Bedingungen einen Ausbildungsplatz im Straßenbau besetzen konnten.
Vielen Dank für das Gespräch!
Azubi-Speeddating: Die Suche nach Ausbildungsnachwuchs ist nicht einfach. Online-Speeddating von potenziellen Azubis kann da eine Lösung sein. Dabei sollte es möglichst entspannt zugehen - schließlich ist ein Speeddate ja noch kein Vorstellungsgsepräch. Wie Sie sich am besten vorbereiten und was es technisch zu beachten gibt, erfahren Sie in unserem KOFA konkret.