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Mit Frauen den Fachkräftemangel in MINT-Berufen verringern

Mit Frauen den Fachkräftemangel in MINT-Berufen verringern

Zuletzt aktualisiert: 02. November 2023

In den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – kurz: MINT – finden sich vor allem männliche Fachkräfte. Im dritten Quartal 2022 waren rund 1,1 Millionen Frauen in einem MINT-Beruf beschäftigt. Das sind zwar gut 270.000 mehr als zehn Jahre zuvor, aber immer noch nur 16 Prozent aller MINT-Beschäftigten. Am stärksten vertreten sind Frauen in MINT-Berufen in Berlin, am niedrigsten ist ihr Anteil im Saarland. Die Zahlen zeigen deutlich, dass es sich für Sie lohnt, für Frauen im MINT-Bereich attraktiv zu sein. Dazu sollten Sie gezielt Maßnahmen ergreifen.

Was kann man als Unternehmen tun, um Frauen für einen MINT-Beruf zu gewinnen?

Hilfreich ist, dass Sie sich als Unternehmen ein konkretes Ziel setzen. Zum Beispiel: „Wir möchten nächstes Jahr X-Anzahl an MINT-Stellen mit Frauen besetzen“. Aus der Zielsetzung können Sie dann eine individuelle Strategie ableiten. Dazu ist es wichtig zu wissen, welche Gründe es für Frauen geben kann, sich gegen einen MINT-Beruf zu entscheiden und welche Faktoren Sie davon als Unternehmen beeinflussen können. Dazu sollten Sie die einzelnen MINT-Berufe differenziert betrachten. Denn hier zeigen sich Unterschiede: Während einige MINT-Berufe einen sehr geringen Frauenanteil aufweisen, liegt er bei manchen sogar bei über 50 Prozent. So verzeichnet zum Beispiel der Ausbildungsberuf Chemielaborant/-in im Jahr 2023 einen Frauenanteil von 52,9 Prozent, während er beim Berufsbild Chemikant/-in gerade mal bei 18,5 Prozent liegt.
 

Es reicht zum Beispiel bei MINT-Berufen im Produktionsbereich gegebenenfalls nicht aus, „nur“ das Interesse der Frauen für Naturwissenschaft und Technik zu wecken sowie eine attraktive Vergütung anzubieten. Als Unternehmen sollten Sie auch die Freude an praktischer Arbeit wecken und eine Vereinbarung von Beruf und Familie ermöglichen, da bei MINT-Berufen im Produktionsbereich Frauen unter anderem genau dieses Interesse verstärkt zeigen. MINT-Berufe im Produktionsbereich sind für manche Frauen nicht attraktiv, da sie mit diesen Berufen eine unattraktive Arbeitsumgebung und einen rauen Umgangston assoziieren, wie sich im Rahmen des BIBB-Projekts “Frauen wählen MINT” gezeigt hat.

 

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Mit den folgenden sieben Punkte können Sie die Attraktivität von MINT-Berufen in Ihrem Unternehmen erhöhen:

1. Schaffen Sie Commitment für Ihre Zielsetzung über Sensibilisierung und Beteiligung

Sensibilisieren Sie vor allem die Führungskräfte und weitere Schlüsselpersonen (das sind Personen in Ihrem Unternehmen, die auf andere Personen positiv Einfluss nehmen können) für die Relevanz des Themas: Besprechen Sie Ihre MINT-Strategie zunächst mit den Führungskräften, machen Sie Ihr Vorhaben für Ihre Führungskräfte und Schlüsselpersonen nachvollziehbar und holen Sie deren Feedback ein. Die Beteiligung kann das Commitment fördern, um Ihre Strategie zur Gewinnung weiblicher Fachkräfte im MINT-Bereich umzusetzen. Zudem können diese dann zu dem Thema intern und extern als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fungieren.  Ein fortlaufender Dialog zu Ihrer MINT-Strategie kann dazu beitragen, dass das Thema präsent im Unternehmen bleibt.

2. Kennen Sie Ihre Zielgruppe und finden Sie heraus, wo und wie Sie diese am besten ansprechen

Finden Sie heraus, welche besonderen Bedürfnisse die Frauen in ihrem gesuchten MINT-Beruf haben. Befragen Sie dazu weibliche Fachkräfte in einem MINT-Beruf oder aus Ihrem Netzwerk. Bringen Sie zudem in Erfahrung, über welche Kanäle Sie sie erreichen. Führungskräfte sollten auch mit ihrem Team ins Gespräch gehen und mit weiblichen MINT-Fachkräften gemeinsam Ideen generieren, was sie tun könnten, um für weibliche Fachkräfte attraktiv zu sein. Machen Sie im Rahmen Ihrer Rekrutierung deutlich, dass Sie als Unternehmen diese Bedürfnisse erfüllen können. Wirkungsvoll kann es sein, wenn Sie als Unternehmen vermitteln können, wie viel Sinn und gesellschaftliche Verantwortung in MINT-Berufen gefragt sind und dass Mitarbeitende entscheidende Beiträge in Hinblick auf den Klimawandel leisten können. Achten Sie bei der Formulierung von Stellenbeschreibungen und Ihrer Außendarstellung darauf, dass sich Frauen angesprochen und willkommen fühlen. Weitere Tipps.

3. Benennen Sie eine(n) Verantwortliche(n)

Bennen Sie mindestens eine Person, die proaktiv die Umsetzung der Strategie begleitet, die Maßnahmen koordiniert und vorantreibt.

4. Fördern Sie handwerkliches, technisches und naturwissenschaftliches Interesse

MINT-Fächer sind in den Schulen teilweise noch zu wenig attraktiv gestaltet. Das Lehrpersonal, die Didaktik, (unbewusste) Vorurteile („Mädchen haben einfach kein technisches Verständnis“) und fehlende Vorbilder im Elternhaus können dazu beitragen, dass Mädchen in der Schule MINT-Fächer als zu schwierig und wenig attraktiv wahrnehmen. Es ist auch nicht hilfreich, wenn keine der Freundinnen sich für einen MINT-Beruf interessiert und ein MINT-Beruf mit „Dann gelte ich als Nerd“ assoziieren. Das fördert zusätzlich ein schlechtes Image. Über folgende Wege können Sie als Unternehmen darauf positiv einwirken und Interesse wecken: Bieten Sie einen Girls'Day, Schnuppertage und Praktika an. Der Girls'Day ist ein Berufsorientierungstag für Mädchen und bietet eine gute Möglichkeit, einen MINT-Beruf zu erleben, Erfahrungen zu sammeln und weibliche Vorbilder kennenzulernen.

Ergebnisse der Girls'Day-Wirkungsstudie 2022 zeigen, dass sich der Girls-Day lohnt:

Nach dem Orientierungstag sagten 68 Prozent, dass Sie Tätigkeiten oder ein Beruf kennengelernt haben, der sie interessiert. Bei IT-Berufen waren es vor dem Girls'Day 12 Prozent, danach 21 Prozent, bei technischen Berufen vor dem Girls'Day 6 Prozent, danach 17 Prozent, die sich einen Beruf, Ausbildung oder Studium vorstellen können. Mehr zur Evaluation. Informationen wie Sie mitmachen können erhalten Sie hier.

Über Gute Praxis finden Sie viele Informationen und Praxisideen, wie Sie das Interesse an einem MINT-Beruf fördern können.

5. Fördern und nutzen Sie stärker MINT-Netzwerke

MINT-Netzwerke können dazu beitragen, wertvolle Synergien zwischen allen relevanten Akteuren und Akteurinnen herzustellen. Kooperationen von Unternehmen mit Schulen sind ein guter Weg, um weibliche MINT-Nachwuchskräfte zu fördern. Zahlreiche bundesweite Angebote finden Sie beispielsweise hier. Weitere Informationen rund um Schulkooperationen. Suchen Sie zudem proaktiv in Ihrer Region nach regionalen Netzwerken. Darüber hinaus gibt es interessante, bundesweite Angebote von Verbänden, zum Beispiel die Info-Trucks der M+E Industrie. M+E Info-Trucks informieren über Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsbilder der M+E-Branchen und gewähren Jugendlichen an Experimentierstationen einen Einblick in die Welt der Technik. So können sie eigene Fähigkeiten erproben. Hier können Sie sich für einen Info-Truck registrieren. Suchen Sie zudem in Ihrer Region nach regionalen Netzwerken.

6. Schaffen Sie weibliche Vorbilder im MINT-Bereich

Insbesondere für MINT-Berufe im Produktionsbereich sind weibliche Vorbilder relevant. Sogenannte Botschafterinnen können helfen, eine weibliche Vorbildrolle einzunehmen. Botschafterinnen können weibliche Auszubildende oder Mitarbeiterinnen aus Unternehmen sein, die für ihren MINT-Beruf brennen und ihre Erfahrungen teilen. Sie berichten zum Beispiel über ihren Weg in die Ausbildung, die Gründe für ihre Berufswahl und Perspektiven dieser Ausbildung. Über folgende bundesweite Initiative finden Sie Möglichkeiten, Botschafterinnen gezielt einzusetzen: MINT-Botschafternetzwerk – MINT Zukunft schaffen! Es kann sinnvoll sein, weibliche MINT-Fachkräfte als Botschafterinnen auf Veranstaltungen, Messen, Podcast und sozialen Medien einzusetzen.

Starten Sie Mentoringprogramme, bei denen erfahrene weibliche MINT-Fachkräfte jüngere (potenzielle) MINT-Fachkräfte persönlich über einen bestimmten Zeitraum begleiten und systematisch Feedback geben. Neben bestehenden regionalen Mentoringprogrammen gibt es auch bundesweite Angebote, wie zum Beispiel den “Cyber Mentor”.

7. Gestalten Sie eine attraktive Unternehmenskultur

Für Frauen kann auch die Unternehmenskultur in technischen Berufen ein entscheidendes Hindernis sein. Nehmen Sie vor allem folgende Punkte in den Blick:

  • Fördern Sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
    Ständige Einsatzbereitschaft, lange Anwesenheitszeiten, keine oder nur wenig flexible Arbeitszeitbedingungen kennzeichnen eine Reihe von MINT-Berufsbildern, insbesondere im Produktionsbereich. Auch wenn die Verdienstmöglichkeiten in diesen Berufen oft sehr attraktiv sind, reicht das für viele Frauen als Anreiz nicht aus. Suchen Sie daher nach Möglichkeiten, wie Sie flexible Arbeitszeiten und individuelle Lösungen für Frauen – und Männer! -  anbieten können, so dass eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich ist.
     
  • Entwickeln Sie ein wertschätzendes Arbeitsklima und einen Umgangston auf Augenhöhe
    MINT-Berufe verbinden einige mit einer männerdominierten Arbeitsumgebung, in der ein rauer Umgangston und ein unattraktives Arbeitsklima herrscht. Eine der Befragten im Rahmen des BIBB-Projekts „Frauen wählen MINT“trifft mit Ihrer Aussage wahrscheinlich den Punkt von vielen Frauen: „Der Umgang ist sehr unterschiedlich. Ich sage mal so: Es gibt als Frau immer zwei Wege, beziehungsweise drei. Der dritte ist aber eher so eine Utopie. Der erste ist: Als Frau wird man von Männern in so einem Beruf behandelt wie ein rohes Ei. Und der zweite ist: wie ein Idiot. Und der dritte ist genau richtig: wie jeder andere Mensch. Und das ist das absolut Seltenste.«
    Formulieren Sie ein klares Ziel, dass Sie als Unternehmen eine wertschätzende Kultur schaffen wollen und machen Sie den Führungskräften Ihren Beitrag dafür deutlich. Unterstützen Sie Ihre Führungskräfte dabei: Hilfreich sind Diversity-Trainings, die ein Bewusstsein für unbewusste Vorurteile/Stereotype und mögliche Umgangsweisen vermitteln, eine (Weiter-)Entwicklung von Gesprächs- und Führungskompetenzen sowie ein Angebot an Coaching. Bieten Sie gleichzeitig weiblichen MINT-Fachkräften Coachings an, die sie dabei unterstützen, sie selbst zu sein und für sich einzustehen.
     
  • Arbeitsumgebung für die Zielgruppe passend gestalten
    Einige Frauen bevorzugen eine ruhige und saubere Arbeitsumgebung. Überlegen Sie daher, wie Sie auch in einem MINT-Produktionsberuf eine für Frauen passendere Arbeitsumgebung fördern können.

Wichtig ist, Ihre Attraktivität nach außen hin zu kommunizieren und erfahrbar zu machen. Hierfür kann das Konzept „Candidate Employee Experience“ auch bei der Gewinnung weiblicher MINT-Fachkräfte sinnvoll sein: Beim „Candidate Employee Experience“ geht es darum, dass Sie die Kontaktpunkte in Ihrem Unternehmen attraktiv gestalten und eine positive Erlebniswelt aufbauen. Welche Kontaktpunkte können das sein? Praktika, Stellenbörsen, Vorstellungsgespräche, Mitarbeitergespräche und viele mehr.

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