Die Werkstatt für Menschen mit Behinderung
Wer arbeitet in Werkstätten für Menschen mit Behinderung?
2017 arbeiteten in Deutschland knapp 310.000 Menschen in einer von 683 Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Nur Menschen, die wegen Art oder Schwere der Behinderung nicht oder noch nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine Beschäftigung finden, können in Werkstätten für Menschen mit Behinderung aufgenommen werden. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn bei einer Chemotherapie oder bei einem Unfall neurologische Schäden am Gehirn entstanden sind. Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungsursachen machen die große Mehrheit der Beschäftigten aus. Für diese Menschen soll die Werkstatt einen vorübergehenden oder dauerhaften Schutzraum bieten.
Bei der Aufnahme in die Werkstatt müssen die Menschen mit Behinderung mindestens 16 Jahre alt sein. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Werkstätten dürfen in der Regel nicht entlassen werden. Außerdem gibt es eine Aufnahmepflicht: Das bedeutet, dass für jeden Menschen eine Tätigkeit gefunden werden muss, die er oder sie ausüben kann.
Menschen, die nicht oder noch nicht ein Mindestmaß an verwertbarer Wirtschaftsleistung erbringen können, werden in den Werkstätten in einem eigenen Bereich betreut und individuell gefördert. Bis auf das Land Nordrhein-Westfalen bieten alle Bundesländer einen solchen Förderbereich an.
Wie arbeiten die Menschen in Werkstätten?
Bei der Aufnahme werden die Menschen einem Arbeitsbereich zugeordnet, der zu ihren individuellen Interessen und Kompetenzen passt. Das entscheidet das Werkstattpersonal auf Basis von Arbeitsproben und psychologischen Tests. Die Beschäftigten werden Schritt für Schritt in dem jeweiligen Arbeitsbereich angelernt. Die Tätigkeiten, die Menschen mit Behinderung in den Werkstätten konkret ausüben, sind ganz unterschiedlich: Vielfach stehen arbeitsmarktnahe Routinetätigkeiten im Mittelpunkt. Das können kleinteilige Aufgaben in der Produktion samt Lager und Qualitätskontrolle sein, aber auch Dienstleistungsaufgaben wie beispielsweise eine Tätigkeit als Servicekraft zur Reinigung von Textilien.
Bei komplexeren Arbeitsvorgängen werden Maschinen eingebunden. Anders als in einem herkömmlichen Betrieb gibt es für die Beschäftigten einen geringeren Termindruck – auch wenn die Werkstätten wirtschaftlich und kundenorientiert produzieren. In den Werkstätten werden die Beschäftigten bei ihrer Arbeit von Betreuungspersonen angeleitet, die neben fachlicher Kompetenz auch sonderpädagogisches Wissen mitbringen. Die Arbeitszeit ist etwas geringer als acht Stunden. Beschäftigte in WfbM haben während der Arbeitszeit das Anrecht an Maßnahmen zur Entwicklung der Persönlichkeit teilzunehmen. Das kann zum Beispiel eine interne Weiterbildung sein. In Ausnahmefällen, beispielsweise bei einer besonderen Schwere der Behinderung, kann die Arbeitszeit auch geringer angesetzt werden.
In Werkstätten wird aber nicht nur gearbeitet. Es gibt neben den Tätigkeiten ganz konkrete Qualifizierungsangebote für die Beschäftigten. Mit diesen kommen die Werkstätten ihrem Auftrag nach, den Übergang geeigneter Personen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern. Die Weiterbildungen sollen die individuellen Kompetenzen und Fertigkeiten stärken und sind auf die Bedarfe der Einzelpersonen zugeschnitten. Teilweise werden auch Teilqualifizierungen genutzt, also gebündelte Inhalte einer dualen Berufsausbildung, die für eine bestimmte Arbeitstätigkeit innerhalb von Berufsbildern qualifizieren. So gibt es zum Beispiel aus dem Ausbildungsberuf „Fachkraft für Lagerlogistik“ eine Teilqualifizierung, in der alle Inhalte zum Thema „Wareneingang“ zusammengefasst und erlernt werden.
Wie können Werkstätten und Unternehmen in Kontakt treten und warum lohnt sich das?
Unternehmen können Aufträge an Werkstätten für Menschen mit Behinderung vergeben. Sie erhalten dabei nicht nur wirtschaftlich hergestellte Produkte, sondern können auch einen Teil der anfallenden Kosten auf die Ausgleichsabgabe anrechnen. Viele Unternehmen haben Tätigkeiten mit Routinecharakter und suchen dafür zuverlässige Teammitglieder. Diese können sie bei Werkstätten für Menschen mit Behinderung finden und sogenannte Außenarbeitsplätze anbieten.
Die Reinert Kunststofftechnik GmbH ist vor vielen Jahren mit einer lokalen Werkstatt eine Kooperation eingegangen und hat eine Außenarbeitsgruppe im Unternehmen eingerichtet. Dort arbeiten Beschäftigte der Werkstatt unter Betreuung des Integrationsfachdienstes im Unternehmen mit und entfernen zum Beispiel Kanten von Kunststoffteilen durch Bürsten und Feilen oder helfen beim Versand der Waren. Im Idealfall übernehmen Unternehmen erprobte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Werkstätten mit Behinderung als reguläre Fachkräfte, wie es auch die Reinert Kunststofftechnik GmbH mit Erfolg gemacht hat. Je nach Region kann es unterschiedliche Modelle und auch Förderprogramme geben, aber grundsätzlich besteht die Möglichkeit, neue Kolleginnen und Kollegen mit Behinderung kennen zu lernen, überall.
Wenn Sie Kontakt zu einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Ihrer Nähe aufnehmen möchten, nutzen Sie die Webseite Werkstätten-im-Netz. Diese bietet Ihnen sowohl die Möglichkeit nach Postleitzahlen als auch nach Produkten der Werkstätten zu suchen. So können Sie zum Beispiel gezielt Werkstätten mit Holzverarbeitung / Schreinereiprodukten in Bayern suchen.
Wenn Sie eher nach bestimmten Produkten oder Auftragsarbeiten in Werkstätten für behinderte Menschen suchen, empfehlen wir Ihnen https://www.rehadat-wfbm.de.