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Kleines Unternehmen, große Vielfalt

Kleines Unternehmen, große Vielfalt

Inklusion wird in der Spedition Quickline seit mehr als 20 Jahren konsequent gelebt. Immerhin beschäftigt der kleine Betrieb mit 19 Mitarbeitenden drei Personen mit Behinderung. Für Inhaber und Geschäftsführer Hans Jürgen Mosbach stehen die Fähigkeiten seiner Leute im Vordergrund, nicht die Behinderung. Hier spricht er über seine Erfahrungen.

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Geschäftsführer Hans Jürgen Mosbach

Eine Spedition zu führen, ist ein knallhartes Geschäft. Läuft bei Ihnen durch die Behinderungen Ihrer Mitarbeitenden irgendetwas anders als in anderen Betrieben?

Hans Jürgen Mosbach: Im täglichen Geschäft nicht, denn wir müssen uns dem europaweiten Wettbewerb stellen. Aber in der Struktur sind wir sicherlich etwas flexibler als andere Firmen. Viele unserer Leute arbeiten in Teilzeit. Und wo es geht, können sie ihre Arbeit flexibel einteilen oder auch im Homeoffice erledigen.

Wenn sich jemand bei Ihnen bewirbt, schauen Sie auf die Fähigkeiten und nicht auf die Defizite. Wie wirkt sich das in der Arbeitsstruktur von Quickline aus?

Hans Jürgen Mosbach: Da fallen mir zuerst unsere älteren Fahrer ein, die auf dem Papier überhaupt keine Behinderung haben. Die arbeiten hier seit 20 Jahren, sind sehr erfahren, aber die Kräfte lassen langsam nach. Damit alles weiter funktioniert, bekommen sie die passenden technischen Hilfsmittel. Zum Beispiel eine Elektro-Ameise, damit sie nicht so viel schleppen und ziehen müssen. Auch die Auftragsbearbeitung haben wir neu aufgeteilt. Denn ein Kollege mit Tourette-Syndrom wollte nicht so viel Kundenkontakt haben. Den Teil hat eine andere Kollegin übernommen. Und ein Kollege, der Probleme mit der Lunge hat, möchte möglichst nur Aufgaben haben, die er komplett am Schreibtisch erledigen kann.

Portrait Siegrid Ketzer

Ich wünsche mir mehr Offenheit für Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben. Bevor ich 2013 meine Krebsdiagnose bekam und einen Reitunfall hatte, habe ich lange einen gut gehenden Dachdecker-Betrieb mit meinem Mann geführt. Mit der Behinderung musste ich mich umstellen. Mir wurde nahegelegt, dass ich eine Rente beantragen sollte, aber ich wollte weiterarbeiten, weil es mir auch psychisch guttut. Die Jobsuche war schwierig. Denn ich kann nicht acht Stunden am Stück arbeiten. Und ich muss zwischen Sitzen und Stehen immer abwechseln. Hier arbeite ich halbtags und habe einen höhenverstellbaren Schreibtisch. So einfach kann es sein.

Siegrid Ketzer Bürokauffrau, arbeitet im Verkauf

Es gibt ja auch die Möglichkeit, längerfristige Zuschüsse zu den Arbeitslöhnen zu bekommen. Stellen Sie dazu Anträge?

Hans Jürgen Mosbach: Nein, das brauche ich nicht. Wenn meine Leute an der richtigen Stelle sitzen, leisten sie ihre Arbeit 100-prozentig. Das ist für uns auch wichtig, weil wir wirtschaftlich sehr genau kalkulieren müssen.

Sie haben die Hilfsmittel schon angesprochen. Bekommen Sie dafür finanzielle Unterstützung?

Hans Jürgen Mosbach: Ja, dazu hat uns der Integrationsbeauftragte der Industrie- und Handelskammer sehr gut beraten. Für einen Mitarbeiter im Rollstuhl haben wir einen Aufzug und eine behindertengerechte Toilette beantragt und auch bekommen. Das lief über den Landschaftsverband Rheinland. Für neu eingestellte Kolleginnen und Kollegen mit Behinderung bekomme ich immer einen Eingliederungszuschuss von der Agentur für Arbeit. Aber für den Elektro-Hubwagen, den ich oben erwähnt habe, gab es keine Unterstützung. Bei dem Mitarbeiter lag auf dem Papier keine Behinderung vor. Das war ein Invest von mir, um diesen Fahrer halten zu können.

Wie ist Ihre Erfahrung im Umgang mit Ämtern?

Hans Jürgen Mosbach: Eigentlich ganz gut. Wenn man mit den Leuten vernünftig spricht, sind alle guten Willens. Der Inklusionsbeauftragte der IHK hat mir da auch viel geholfen und Türen geöffnet. Außerdem hat er mir die Kontakte von den zuständigen Sachbearbeitern gegeben.
 

Hinweis: Weitere Praxisbeispiele und Hinweise zu Fördermöglichkeiten finden Sie in der Broschüre Neue Wege in der Fachkräftesicherung von KOFA und der Aktion Mensch.

Das Interview führte Aktion Mensch.

 

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