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Quereinstieg zum Wärmepumpen-Spezialist

Quereinstieg zum Wärmepumpen-Spezialist

Der Heiztechnik-Hersteller Vaillant unterstützt Handwerksbetriebe bei der Qualifizierung von Fachkräften, die Wärmepumpen installieren und warten. KMU, die offen für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sind, müssen sich um den Theorie-Teil der Weiterbildung nicht kümmern. Wie das Programm funktioniert und wer teilnehmen kann, erklärt Alexander Schuh, Leiter des Verbandmanagements bei dem Familienunternehmen aus Remscheid.

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Hohes Interesse an der Zukunftstechnologie Wärmepumpe

Was war die Motivation, das Programm zu starten?   

Alexander Schuh: Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist in die Höhe geschnellt – auch, weil das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sich für den Ausbau stark macht. Ab 2024 sollen in Deutschland jährlich 500.000 Wärmepumpen neu installiert werden. Wir haben uns deshalb überlegt, wie möglichst schnell zusätzliches Personal geschult werden kann, um die Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) zu unterstützen und die Geräte zu installieren. Etwa ein Dreivierteljahr lang haben wir dann ein Schulungs- und Auswahlkonzept entwickelt, das sich bewusst auf Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger fokussiert.  

Wie sieht das Konzept aus?   

Alexander Schuh: Wir haben uns 12 Ausbildungsberufe ausgesucht, die mindestens zu 40 Prozent die gleichen schulischen Inhalte in der Berufsschulausbildung haben wie der Anlagenmechaniker SHK. Es handelt sich um technische Berufe wie zum Beispiel KFZ- und Industrieanlagenmechaniker, Elektroniker verschiedener Fachrichtungen oder Industriemonteur. Wer einen solchen Ausbildungsberuf erlernt hat, kann innerhalb von 4,5 Monaten einen Quereinstieg zum Spezialisten für Wärmepumpen machen. Drei Monate schulen wir die Personen in der Theorie, 1,5 Monate trainiert sie ein Betrieb in der Praxis. Der Vorteil für die Betriebe: Wir übernehmen den theoretischen Teil und bilden die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger deutschlandweit in unseren Schulungszentren aus. Danach können die Teilnehmenden als Spezialisten für Wärmepumpen in den jeweiligen Betrieben arbeiten; beide Seiten haben sich schon während der Probezeit bestens kennen gelernt. 

Wieso ist der Quereinstieg für Fachkräfte attraktiv? Sie haben doch schon eine vollwertige Ausbildung.   

Alexander Schuh: Es gibt Leute aus anderen Gewerken und Industrien, die sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen. Ein Beispiel sind Beschäftigte der Autoindustrie, in der jetzt schon viele Jobs abgebaut werden. Es ist für Fachkräfte aus solchen Bereichen also attraktiv, in unsere Zukunftsbranche zu wechseln. Wir gehen davon aus, dass sie in den kommenden 25 Jahren wachsen wird. Auch Menschen, die die Energiewende aktiv unterstützen wollen, interessieren sich für den Quereinstieg. In den Bewerbungsgesprächen sehen wir ein hohes Interesse an der Zukunftstechnologie Wärmepumpe. 

Alexander Schuh, Leiter des Verbandmanagements bei Vaillant

Die Quereinsteiger sind dann so fit, dass sie ihr Wissen im Betrieb weitergeben können.

Alexander SchuhLeiter des Verbandmanagements

Wie viel verdienen die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger?   

Alexander Schuh: Das Gehalt machen die Betriebe selbst mit den Mitarbeitenden aus. Es handelt sich aber nicht um ein Ausbildungs- oder Helfergehalt, sondern bewegt sich in etwa zwischen dem von angestellten Gesellen und Meistern. Erfahrung, Alter, Region und Ausbildung werden berücksichtigt.  

Wie viele Menschen haben sich für den Quereinstieg beworben?   

Alexander Schuh: Wir haben zwei Monate vor Ausbildungsbeginn eine Social-Media-Kampagne über Facebook und Instagram geschaltet. Vier Wochen lang wollten wir so Kandidatinnen und Kandidaten die Möglichkeit geben, sich zu bewerben. Nach eineinhalb Wochen mussten wir die Kampagne stoppen: Die Resonanz war riesig, wir hatten schon 408 Bewerbungen. Mit 110 Personen haben wir Gespräche geführt, am Ende wurden acht ausgewählt. Wir haben den teilnehmenden Betrieben in den unterschiedlichen Regionen jeweils einen Pool geeigneter Personen zur Verfügung gestellt, aus dem sie dann selbst jemanden wählen konnten, bei dem die Chemie stimmt. Die acht Personen haben am 1. Januar angefangen und machen ihre Ausbildung bis 30. Juni. Somit können die ersten Absolventen ab Juli die Betriebe dauerhaft bei der Installation und Wartung von Wärmepumpen unterstützen. Für die kommenden Programme haben wir die betrieblichen Praxisphasen der Ausbildung von drei Monaten auf 1,5 Monate verkürzt. So können die ohnehin handwerklich geschickten Kandidatinnen und Kandidaten bei gleichbleibender Ausbildung in den Vaillant Schulungszentren bereits nach 4,5 Monaten von in ihren neuen Beruf starten.     

Und welche Betriebe können an dem Programm teilnehmen?   

Alexander Schuh: Zunächst nur ausgewählte Kunden, die über uns ihre Wärmepumpen beziehen. Wir planen aber, das Programm auszuweiten. Die acht Betriebe, die aktuell an der Pilotrunde teilnehmen, haben jeweils zwischen acht und 40 Mitarbeitende.   

Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen fallen bei der Personalauswahl noch oft durchs Raster. Dabei bringen sie etwas ganz Wichtiges mit: den Blick über den Tellerrand.

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Erwerben die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger in den 4,5 Monaten eine offiziell anerkannte Qualifikation?   

Alexander Schuh: Die Vaillant Lernwerkstatt stellt nach Abschluss des Programms ein hausinternes Zertifikat mit der Beschreibung der neu erworbenen Kenntnisse aus. Zudem erwerben die Kandidaten den Kälteschein, der in der Branche anerkannt ist. Diese Qualifikation erlaubt es ihnen, bestimmte Arbeiten an Anlagen mit einem Kältemittelkreislauf durchführen zu dürfen, Wärmepumpen-Anlagen aufzubauen, instand zu halten und alle Arbeiten, die im Zusammenhang mit einer Wärmepumpe stehen, durchzuführen.  

Sie erwerben aber keinen offiziell anerkannten Abschluss.  

Alexander Schuh: Einen offiziell anerkannten Abschluss erhalten sie aktuell noch nicht. Dafür müssten die Bildungsinhalte unter anderem mit Bildungsträgern und Verbänden abgestimmt sein, das braucht Zeit. Wir befinden uns aber in Gesprächen mit dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und den zuständigen Ministerien, um zu erkunden, ob eine offizielle Anerkennung künftig machbar ist.   

Wie könnte diese Anerkennung aussehen?   

Alexander Schuh: Unsere Vorstellung ist, dass die Teilnehmenden nach dem Quereinstieg ein paar Monate Berufserfahrung sammeln und dann eine Prüfung ablegen, um einen formalen Abschluss zu bekommen. Der könnte aus unserer Sicht zum Beispiel Fachhelfer SHK heißen. Der wäre dann unterhalb der 3,5-jährigen Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK angesiedelt, sollte aber zum Beispiel ermöglichen, Anlagen nach der Installation auch offiziell abzunehmen. Bislang braucht es dafür noch einen Kollegen oder eine Kollegin mit Meistertitel. Wir streben an, dass die Gespräche mit Verband und Politik in diesem Jahr zu einem Ergebnis kommen.   

Sprechen Sie auch darüber, wie nach dem Quereinstieg eine vollwertige Qualifizierung zum Anlagenmechaniker SHK gelingen könnte?   

Alexander Schuh: Ja, das ist auch im Gespräch. Unsere Idee ist, dass man mit einer gewissen Berufserfahrung an einem halbjährigen Online-Training teilnehmen könnte, das die Verbände organisieren. Allerdings ist das eher ein Nebenziel. Unser vorrangiges Ziel ist, die Wärmepumpen-Fachleute so schnell wie möglich in den Markt zu bringen. Viele legen auf die formale Qualifikation auch gar keinen Wert, da sie bereits einen Abschluss haben. Sie werden ja ohnehin gut bezahlt und gelten als Spezialisten.    

Sind die Teilnehmenden nach dem Quereinstieg nur auf Wärmepumpen spezialisiert?  

Alexander Schuh: Der Fokus liegt klar auf der Wärmepumpe, aber die Theorie deckt auch andere Bereiche ab. Die Teilnehmenden müssen zum Beispiel allgemeine Dinge über Hydraulik und Elektrik lernen und ein Verständnis für haustechnische Systeme bekommen. Die Praxis ist aber darauf fokussiert, Wärmepumpen einzubauen und zu warten, weil das künftig die am stärksten gefragten Tätigkeiten sein werden. Die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sind dann so fit, dass sie als gut ausgebildete Spezialisten ihr Wissen sogar im Betrieb weitergeben können.   

Wie geht es weiter mit Ihrem Programm?   

Alexander Schuh: Weil die erste Runde so gut gelaufen ist, haben wir uns entschieden, eine zweite Social-Media-Kampagne zu starten. Jeweils acht Personen werden zum 1. Juli und zum 1. Oktober starten. Auch für das Jahr 2024 und darüber hinaus wollen wir das Programm anbieten und so dem hohen Interesse der Betriebe an qualifiziertem Personal sowie dem Wunsch der Bewerberinnen und Bewerber nach Weiterqualifizierung in der Zukunftstechnologie Wärmepumpe gerecht werden

Vielen Dank für das Gespräch!

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