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Quereinsteiger – Vielfalt als Erfolgsfaktor

Quereinsteiger – Vielfalt als Erfolgsfaktor

Zuletzt aktualisiert: 22. Oktober 2024

Diversity Management beschreibt ein ganzheitliches Konzept zum gewinnbringenden Umgang mit personeller und kultureller Vielfalt in Unternehmen. Auch Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen gehören zu einer diversen Belegschaft. Allerdings fallen sie bei der Personalauswahl noch oft durchs Raster — das Vorurteil, sie seien nicht qualifiziert und kompetent genug, hält sich hartnäckig. Dabei bringen Quereinsteiger etwas ganz Wichtiges mit: den Blick über den Tellerrand. Erfahren Sie mehr zur Rekrutierung von Quereinsteigern und welche Vorteile ihre Einstellung für Unternehmen haben kann.

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Was ist ein Quereinsteiger?

Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen sind Personen, die in ein neues Betätigungsfeld bzw. eine fremde Branche wechseln, ohne dafür die entsprechende (berufliche) Ausbildung oder ein Studium absolviert zu haben. Sie werden auch "Seiteneinsteiger" genannt und zeichnen sich durch ihre vielfältigen beruflichen Hintergründe aus, die für neue Perspektiven in Unternehmen sorgen können. Oft verfügen Quereinsteiger über eine hohe Lernbereitschaft und eignen sich neues Wissen über Umschulungen oder Weiterbildungen an.

Mögliche Profile von Quereinsteigern und Quereinsteigerinnen:

  • Personen ohne Berufsabschluss, aber mit Berufserfahrung
  • Personen mit abgebrochener Berufsausbildung bzw. Studienabbrecher
  • Mitarbeitende mit ausländischen Berufsabschlüssen, die in Deutschland (noch) nicht anerkannt sind
  • Langzeitarbeitslose Menschen mit oder ohne Berufsabschluss bzw. Berufserfahrung

Was sind die Vorteile von Quereinsteigern für Unternehmen?

Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger einzustellen, bietet gleich mehrere Vorteile:

  • Neue Perspektiven und Know-how: Als berufs- oder branchenfremde Kandidaten bereichern Quereinsteiger das Team mit frischen Ideen und Ansätzen, die Betriebsblindheit entgegenwirken können.
  • Erschließung neuer Märkte: Das unterschiedliche Hintergrundwissen von Seiteneinsteigern kann zusätzlich hilfreich dabei sein, neue Märkte zu erschließen.
  • Soft Skills: Quereinsteiger bringen oft entscheidende Fähigkeiten wie Lernkompetenz, Problemlösungsfähigkeit und Flexibilität mit, die in der heutigen agilen Arbeitswelt oft wichtiger sind als klassische Einstellungskriterien.
  • Starke Persönlichkeit: Aufgrund ihrer Lebens- und Berufserfahrungen verfügen viele Quereinsteiger über eine starke Persönlichkeit, die im Umgang mit Herausforderungen im Job vorteilhaft sein kann.
  • Hohe Motivation: Das Interesse am neuen Berufsfeld ist oft mit einer hohen Motivation verbunden. Seiteneinsteiger haben meist ein großes Interesse an dem neuen Bereich, was sie antreibt, sich weiterzuentwickeln.
  • Heterogene, multidisziplinäre Teams fördern zudem kreative Lösungen und Innovation im Unternehmen.

Vier von zehn Fachkräften haben Erfahrungen mit einem Quereinstieg: 41,5 % der Fachkräfte haben schon einmal den Beruf gewechselt. Das ergibt eine Untersuchung im Auftrag von meinestadt.de: Dazu hat das Marktforschungsinstitut respondi 2.000 Fachkräfte mit Berufsausbildung online befragt.

Im Video: Quereinsteiger als Fachkräfte

Erfolgreiches Quereinsteiger-Recruiting – 5 Tipps 

Um potenzielle Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen zu finden, sind folgende Punkte hilfreich: 

  1. Formulieren Sie Ihre Stellenanzeigen eher weit gefasst statt starr und festgelegt. So sprechen Sie auch Quereinsteiger an.
  2. Seien Sie offener gegenüber verschiedenen beruflichen Qualifikationen und nicht linearen Lebensläufen. Das erhöht die Chancen, Quereinsteiger mit passenden Profilen anzusprechen. 
  3. Kennzeichnen Sie, welche Voraussetzungen zwingend für die Stelle vorhanden sein sollten. Bieten Sie Weiterbildungen an, um weitere Kenntnisse nachträglich zu erwerben. 
  4. Vermitteln Sie Ihre Bereitschaft, Lösungen für individuelle Belange anzubieten. Beispielsweise in Hinblick auf flexible Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das spricht besonders Quereinsteiger an, die auf flexible Arbeitsmodelle angewiesen sind.
  5. Machen Sie in Ihrer Stellenanzeige deutlich, dass ein Seiteneinstieg möglich und gewünscht ist. Heben Sie vor, welche Vorteile Sie bei der Zielgruppe Quereinsteiger sehen und schätzen.  

Der Heizungsbaubetrieb Faupel setzt auf ein neues Quereinsteiger-Programm – und schult einen Mitarbeiter in wenigen Monaten zum Wärmepumpen-Spezialisten.

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So finden Sie Quereinsteiger mit passenden Kompetenzen

Um Quereinsteiger erfolgreich in Ihrem Unternehmen zu integrieren, ist es entscheidend, geeignete Talente mit den passenden Kompetenzen zu identifizieren. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Suche in ähnlichen Berufsfelder

Es kann sinnvoll sein, Berufe zu identifizieren, die ähnliche Qualifikationen erfordern wie in ihrem gesuchten Fachkräftebereich und diese Zielgruppen proaktiv anzusprechen. Zudem können innovative HR-Tools und Best Practices Personalverantwortliche dabei unterstützen, Seiteneinsteiger mit passenden Kompetenzen und Soft Skills ausfindig zu machen. Dank Internet und Big Data können KI-basierte Programme helfen, ganzheitliche Potenzialanalysen auszuführen und selbst passive Kandidaten und Kandidatinnen gezielt zu erreichen. 

Wecken Sie das Interesse von Quereinsteigern über soziale Medien 

Soziale Medien sind wichtige Kanäle, um Quereinsteiger gezielt anzusprechen und ihr Interesse an Ihren Stellenangeboten zu wecken. Viele Jobsuchende gehen häufig immer noch davon aus, dass sie klassischerweise bestimmte Qualifikationen und Karrierewege benötigen, um in bestimmten Bereichen arbeiten zu können.

Bei Active Sourcing geht es darum, Zielgruppen über eine persönliche, direkte Ansprache auf Ihre Suche nach Mitarbeitenden aufmerksam zu machen, ihr Interesse zu wecken und mit ihnen in einen Dialog zu treten. Die Rekrutierung über die sozialen Medien kann dazu beitragen, Ihre Zielgruppe leichter zu finden und ihr ein genaueres Bild von Ihrer Branche/Ihrem Jobprofil zu vermitteln.

Lesen Sie dazu auch: Social Media für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) - KOFA

 

Diversity-Trainings für Personalverantwortliche anbieten

Rekrutieren Sie nicht nur Personen, die Ihnen ähnlich sind. Trainings zu Diversity für Personalverantwortliche sind hilfreich, um unbewusste Denkmuster (unconscious Bias) zu überwinden und offener für Andersartigkeit zu werden. 

Ungenutzte Potenziale in der Belegschaft identifizieren

Nicht zu unterschätzen sind außerdem die Lernbereitschaft und Flexibilität des bereits angestellten Personals. Fördern und bieten Sie daher aktiv Programme für lebenslanges Lernen und internes Recruiting an.

Es lohnt sich, bei der Zielgruppe der arbeitslosen Fachkräfte genau hinzuschauen. Viele sind noch nicht lange arbeitslos und können direkt bei Ihnen durchstarten.

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Quereinsteiger erfolgreich integrieren

Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen einzustellen kann auch zur Herausforderung für Beteiligte werden, wenn es z. B. durch mangelnde Einarbeitung zu Fehlern kommt. Auch Konflikte im Team oder erhöhte Belastungen sind möglich. Für eine erfolgreiche Integration von Quereinsteigenden gibt es kein universelles Patentrezept.

Doch folgende Punkte können wesentlich dazu beitragen, dass der Quereinstieg erfolgreich ist: 

1. Initiieren und gestalten Sie ein Erwartungsmanagement

Bevor Sie freie Stellen mit Quereinsteigern und Quereinsteigerinnen besetzen, sollten Sie sicherstellen, dass sich der Bewerber und die Bewerberin eine realistische Vorstellung von dem Job, den neuen Kollegen und Kolleginnen sowie insgesamt der neuen Umgebung machen konnte. Im Jobinterview sollten auch Fragen zur kulturellen Passung miteinbezogen werden, wie z. B. 

  • Beschreiben Sie die Arbeitsumgebung, in der Sie aufblühen. 
  • Welcher Führungsstil bringt das Beste in Ihnen hervor? 
  • Was schätzen Sie besonders an Ihrem engsten Freund, Ihrer engsten Freundin? 
  • Beschreiben Sie Ihren idealen Arbeitstag. 
  • Wenn Sie in einem Team arbeiten, was ist Ihre bevorzugte Rolle? 

Weiterhin kann es sinnvoll sein, dass Sie künftige Kolleginnen und Kollegen in den Bewerbungsprozess einbeziehen. Über informelle Gespräche z. B. über Interessen und Vorlieben können Sie herauszufinden, ob die „Chemie stimmt“. Zu empfehlen sind zudem je nach Branche und Jobprofil Praktika und/oder Probearbeitstage, sodass der Bewerber oder die Bewerberin eine realistische Vorstellung vom zukünftigen Aufgabenprofil erhalten kann. 
 

2. Organisieren Sie ein Mentoring für Quereinsteiger

Mentoren und Mentorinnen für einzelne Gruppen und Personen leisten durch ihre persönliche Begleitung einen wichtigen Beitrag, damit Integration besser gelingt. Sie sind daher ein wichtiger Erfolgsfaktor für einen erfolgreichen Quereinstieg. Als Mentorinnen und Mentoren sind oftmals erfahrene Mitarbeitende geeignet, die das Unternehmen lange kennen, in der Belegschaft einen guten Stand haben und eine hohe soziale Kompetenz mitbringen.  

3. Schaffen Sie Möglichkeiten für Aus- und Weiterbildungen 

Ein gewichtiger Punkt bei der Gewinnung und Bindung von Quereinsteigern und Quereinsteigerinnen ist das Angebot für Aus- und Weiterbildung.
Häufig können Sie relevante Arbeitsmarktinstrumente für einen Quereinstieg in bestimmten Berufen nutzen. Dazu gehören Fördermaßnahmen in der Weiterbildung oder Förderprogramme für Qualifizierungsmaßnahmen.

Ein wichtiges Instrument können Qualifizierung bzw. auch Teilqualifikation (TQ) sein. Über eine TQ können einzelne Module eines Ausbildungsberufs erlernt werden. Über die Summe der Module kann auch nachträglich ein Ausbildungsabschluss erlangt werden. Empfehlenswert sind „On-The-Job-Trainings“ in Form von begleitenden, intensiv betreuten Schulungsprogrammen, die sowohl theoretische Inhalte vermitteln als auch die praktische Umsetzung im Betrieb.

Wenn Seiteneinsteiger die Chance auf (betriebliche) Weiterbildung erhalten und ihre Selbstwirksamkeit erleben, trägt das auch dazu bei, die Motivation aufrechtzuerhalten. Mögliche Mehrkosten rentieren sich auf Dauer in Form von motivierten, anpassungsfähigen und qualifizierten Mitarbeitenden. 

Arbeitgeberattraktivität steigern, Fachkräfte gewinnen und erfolgreicher zusammenarbeiten: Diversity hat viele Vorteile für Ihr Unternehmen. Wir geben Ihnen einfache Tipps, wie Diversity Management in Ihrem Unternehmen gelingt.

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4. Fördern Sie eine passende und zukunftsfähige Führungs- und Unternehmenskultur

Für eine erfolgreiche Gestaltung von Vielfalt ist die Unternehmenskultur in Ihrem Betrieb ein entscheidender Erfolgsfaktor. Es bedarf vor allem seitens der Geschäftsführung und Führungskräfte nicht nur der Zustimmung, sondern der Überzeugung, dass Vielfalt in der Belegschaft gewollt ist und für das Unternehmen einen Mehrwert hat.

Wichtige Aspekte sind

  • ein respektvoller Umgang miteinander,
  • die Toleranz unterschiedlicher Meinungen 
  • die Akzeptanz und Wertschätzung neuer Perspektiven und Ideen.

Eine Vielfalt-Strategie braucht für ihren Erfolg vor allem ein authentisches (Vor-) Leben der Führungskräfte. 

Sensibilisieren und schulen Sie ihre Führungskräfte über Diversity-Trainings für den Umgang mit Vielfalt. Es braucht Führungskräfte, die sich der Unterschiede innerhalb von Teams im Denken, Handeln und Fühlen bewusst sind und wissen, wie man sinnvoll damit umgeht. Insbesondere die (Weiter-) Entwicklung von Gesprächskompetenzen ist wichtig, damit Führungskräfte sich auf heterogene Zielgruppen einstellen und die Kommunikation angemessen gestalten können.

Offene Kommunikation fördern:

Führungskräfte sollten mit Quereinsteigern und Quereinsteigerinnen schon zu Beginn der Zusammenarbeit eine offene Kommunikation und eine Feedbackkultur fördern. beispielsweise mithilfe von Fragen wie

  • „Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit besonders wichtig?
  • „Was brauchen Sie, damit Sie Ihre Motivation beibehalten und gut arbeiten können?“

Gleichzeitig sollten Führungskräfte regelmäßig in Einzelgesprächen nachfragen, wie die Zusammenarbeit gerade erlebt wird und ob es Punkte gibt, die sich der neue Mitarbeiter oder die neue Mitarbeiterin anders wünscht. Es geht hierbei nicht um „Wünsch Dir was“, sondern darum, gemeinsam auszuloten, was im Rahmen der Möglichkeiten liegt und vor allem Beziehungen im Dialog zu gestalten. Oft tragen schon aktives Zuhören und ernstes Auseinandersetzen mit Bedürfnissen dazu bei, dass Mitarbeitende „sich gesehen“ fühlen und damit nachhaltig motiviert sind. 

Feedback und Wertschätzung:

Auch wenn es für Sie manchmal eine zeitliche Herausforderung ist, zeitnah Feedback auf E-Mails zu geben: Investieren Sie die Zeit. Und wenn es nur ein kurzes „Danke“ oder „Ich melde mich so bald wie möglich“ ist. Es sind oftmals die kleinen Alltagshandlungen, die dazu beitragen, Motivation im Team aufrecht zu erhalten und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu gestalten sowie zu pflegen.

 

Download-Material zum Thema Quereinsteiger


Fazit: Quereinsteiger als Chance für Ihr Unternehmen

Es zeigt sich: Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen können zu kompetenten Fachkräfte werden, wenn Sie als Arbeitgeber die Rekrutierung kreativ sowie zielgruppenspezifisch gestalten und bei der Integration einige bewährte Erfolgsfaktoren beachten. So fördern Sie nicht nur das Talent dieser Personen, sondern profitieren auch von den neuen Perspektiven und Fähigkeiten und tragen zur Vielfalt Ihres Unternehmens bei.

Viel Erfolg!