Vorteile von strategischem Diversity Management
Corina Christen ist Co-Geschäftsführerin des Vereins Charta der Vielfalt, einer der größten Initiativen für Diversity Management in der Arbeitswelt in Deutschland. Sie erklärt, welche Vorteile es für kleine und mittlere Unternehmen hat, strategisch auf Diversität zu setzen. Und sie gibt Tipps, wie man ganz einfach damit starten kann.
Kleine Unternehmen haben oft den Eindruck, dass sich nur große Unternehmen Diversity Management leisten können. Denn dafür braucht man Zeit und Geld. Was würden Sie entgegnen?
Christen: Die Frage sollte nicht sein, ob man es sich leisten will oder nicht. Diversity Management ist gerade für kleine und mittlere Unternehmen wirtschaftlich notwendig. Immer mehr Lehrstellen bleiben unbesetzt, ab 2025 wechselt die Generation der Babyboomer in den Ruhestand, die internationale Konkurrenz um Fachkräfte nimmt zu. Um ausreichend Nachwuchs zu finden, müssen die Unternehmen also offen für ganz unterschiedliche Beschäftigte sein. Durch Technik wie digitale Assistenzsysteme zum Beispiel können Menschen, die viele Betriebe bislang nicht im Blick hatten, als Fachkräfte arbeiten. Je flexibler Unternehmen dem digitalen Wandel folgen können, desto größer ist ihre Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg. Die gute Nachricht ist: Gerade kleinere Betriebe setzen Maßnahmen des Diversity Managements schon um, ohne dass sie als solches bezeichnet werden. Aufgrund ihrer Größe und begrenzter Ressourcen sind diese Betriebe oft besonders kreativ darin, für sich passende Maßnahmen zu finden.
Wie können kleine Unternehmen leicht mit Diversity Management beginnen?
Christen: Wichtig ist, sich der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Belegschaft bewusst zu werden und darauf aufbauend aktiv zu werden. Gerade am Anfang ist es wichtig, dass sich die Maßnahmen leicht in den Betriebsalltag integrieren. Zum Einstieg können Unternehmen etwa gemeinsame Weiterbildungen zu Vielfaltsthemen anbieten, zum Beispiel zum Thema „Unbewusste Vorurteile“. Sie können auch bewusst altersgemischte Teams bilden und so den Wissenstransfer stärken. Oder einen Vielfaltskalender aufhängen, der religiöse Feste oder kulturelle Aktionstage enthält, die unterschiedlichen Beschäftigten wichtig sind. Im Tagesgeschäft fällt es Führungskräften bisweilen schwer, Diversity Management die nötige Priorität einzuräumen. Betriebe können sie mit klaren Zielvorgaben und attraktiven Anreizen motivieren. Denn: Geschäftsleitung und Führungskräfte sind in ihrer Vorbildfunktion entscheidend. Das Gelingen von gutem Diversity Management setzt voraus, dass sie fest hinter dem Thema stehen. Wie sie auftreten, was ihnen wichtig ist, wofür sie sich einsetzen – all das wirkt sich unmittelbar auf die Organisationskultur und das Miteinander im Berufsalltag aus. Mehr konkrete Maßnahmen und einen 5-Schritte-Plan für den Einstieg ins Diversity Management für kleine und mittlere Unternehmen finden Sie auf unserer Internetseite.
Was ist aus Ihrer Erfahrung am wichtigsten für kleine Unternehmen, um die Vorteile von Diversity Management zu erkennen und nachhaltig erfolgreich damit zu sein?
Christen: Der wirtschaftliche und soziale Mehrwert von Diversity Management für kleine Unternehmen ist eine entscheidende Erkenntnis. Schwieriger ist die Umsetzung. Hilfreich ist hier, dass gerade kleine Unternehmen von kurzen Entscheidungswegen, flexiblen Strukturen und persönlichen Beziehungen geprägt sind. Wenn die Zahl der Mitarbeitenden überschaubar ist, haben Führungskräfte es leichter, die Bedürfnisse der Belegschaft zu erkennen und auf sie reagieren zu können. Um nachhaltig erfolgreich Diversity Management umzusetzen, sollte dieser Kontakt gut gepflegt werden. Wichtig ist außerdem, Diversity Management in der Unternehmensstrategie zu verankern, auf klare Ziele hinzuarbeiten und sich regelmäßig über Fortschritte und Herausforderungen auszutauschen.
Welche konkreten Vorteile bringt Diversity Management kleinen Unternehmen im Alltag?
Christen: Das Arbeitsklima verbessert sich. Die Beschäftigten begegnen sich mit mehr Wertschätzung und weniger Vorurteilen. Sie sind motivierter und fühlen sich dem Unternehmen stärker verbunden. Das steigert die Produktivität und die Innovationskraft, und die Kosten für Fehlzeiten und Fluktuation von Beschäftigten sinken. Betriebe sammeln auch Pluspunkte im Wettbewerb um Fachkräfte: Denn auch Bewerberinnen und Bewerber achten zunehmend auf eine offene Unternehmenskultur. In Zeiten von Arbeitskräftemangel kann dies den entscheidenden Unterschied bei der Personalgewinnung machen.
Wir danken Frau Christen für das Gespräch.
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