Weiterbildungsplanung ist für Betriebe essenziell
Zuletzt aktualisiert: 04. Juni 2024Beschäftigte immer wieder zu schulen und ihnen neue Kompetenzen zu vermitteln, hat viele Vorteile. Wie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) den Bedarf an Weiterbildung ermitteln und dann entsprechend planen können, erklärt Dr. Susanne Seyda, Leiterin Kooperationscluster IW Befragungen.
3 Tipps für die Weiterbildungsplanung
- Bedarf feststellen: Überlegen Sie, welche Veränderungen in Ihrem Betrieb bevorstehen und ob die Mitarbeitenden dafür gerüstet sind. Fragen Sie zudem die Beschäftigten, welchen Weiterbildungsbedarf sie selbst sehen - entweder im persönlichen Gespräch oder mit einer kleinen Umfrage.
- Inhalt der Weiterbildung festlegen: Wenn Sie den Bedarf kennen können Sie die Inhalte, die in der Weiterbildung vermittelt werden sollen, festlegen.
- Passende Weiterbildung finden: Es gibt zahlreiche Weiterbildungsanbieter. Nutzen Sie Onlineseiten wie “Kursnet” der Bundesagentur für Arbeit oder das Infoweb Weiterbildung , um geeignete Angebote in Ihrer Region zu finden. Auch Kammern, Innungen und Wirtschaftsverbände helfen bei der Auswahl.
Warum sollten KMU sich gezielt um die Weiterbildung ihrer Beschäftigten kümmern?
Die Arbeitswelt wandelt sich immer schneller. Mitarbeitende müssen regelmäßig mit neuen Technologien umgehen oder zusätzliche Kompetenzen erwerben. Weiterbildung ist zudem hilfreich, um Personal-Engpässe zu beheben: Statt neue Fachkräfte zu suchen, können Betriebe vorhandenes Personal für entsprechende Tätigkeiten qualifizieren. Wichtig ist aber auch eine andere Funktion von Weiterbildung: Wer seinen Beschäftigten anbietet, sich weiterzubilden, macht sich als Arbeitgeber attraktiver. Man zeigt Wertschätzung, kann Unzufriedenheit entgegenwirken, das Betriebsklima verbessern – und so im besten Fall Kündigungen vermeiden. Weiterbildung zu ermöglichen und zu planen, ist für Betriebe also essenziell.
Wie sollten Unternehmen mit der Weiterbildungsplanung anfangen?
Dr. Susanne Seyda: Als erstes sollten Unternehmen sich klarmachen, welche Veränderungen bevorstehen, wie diese sich auf den Arbeitsalltag auswirken und ob die Mitarbeitenden damit umgehen können. Wenn diese noch nicht dafür gerüstet sind, gilt es, zu überlegen, wie eine geeignete Vorbereitung gelingen kann. Übrigens: Weiterbildung heißt nicht zwangsläufig, dass Unternehmen Beschäftigte gleich für mehrere Tage entbehren und an eine Akademie schicken müssen. Es gibt auch viele kurze Weiterbildungsformen, mit denen Mitarbeitende fit gemacht werden können, wenn kleine Veränderungen im Arbeitsprozess stattfinden.
Können Sie ein Beispiel für eine solche kleine Veränderung nennen?
Es fängt schon bei Infos zu neuen Geräten oder Maschinen an. Wenn etwa ein neuer Drucker angeschafft wird, kann es sich lohnen, eine Einweisung für die Kolleginnen und Kollegen zu organisieren, die häufiger mit komplizierten Druckaufträgen umgehen müssen. Wird etwa ein neues Intranet-Portal oder ein anderes Tool eingeführt, kann es sinnvoll sein, Sprechstunden dazu anzubieten. Manchmal ist es hilfreich, eine Kollegin oder einen Kollegen als Ansprechpartner zu benennen, wenn sich diese Person besonders gut mit einer neuen Sache auskennt
Dr. Susanne SeydaLeiterin Kooperationscluster IW BefragungenWas können Unternehmen tun, denen es schwerfällt, den Weiterbildungsbedarf genau zu ermitteln?
Dr. Susanne Seyda: Ein guter erster Schritt ist, mit den Mitarbeitenden zu sprechen oder eine kleine Befragung zu machen. Wenn ein Pflegedienstleister zum Beispiel die Dokumentation künftig nicht mehr auf Papier, sondern digital machen möchte, sollte er die Kompetenzen der Beschäftigten abfragen. Können sie einen Computer bedienen? Haben sie Erfahrung in der Nutzung bestimmter Programme? Danach lässt sich dann festlegen, ob und für wie viele Personen eine Grundlagenschulung nötig ist. Unabhängig von Veränderungen im Unternehmen können Sie Ihre Mitarbeitenden auch gezielt nach ihren Weiterbildungswünschen fragen.
Wenn der Bedarf einmal klar ist: Wie finden Unternehmen eine geeignete Weiterbildung?
Dr. Susanne Seyda: Als Ansprechpartner kommen Kammern, Innungen und Wirtschaftsverbände infrage. Sie bieten selbst Weiterbildungen an oder können an geeignete Anbieter vermitteln. Im Kursnet‘ der Bundesagentur für Arbeit oder im Infoweb Weiterbildung kann man nach unterschiedlichen Angeboten je nach Thema und Region suchen. Hilfreich ist zudem, andere Unternehmen nach Erfahrungen und Tipps zu fragen. Grundsätzlich gilt: Eine passende Weiterbildung zu finden ist umso leichter, je besser vorher Inhalt und Ziel eingegrenzt wurde. Wenn klar ist, ob eine Person etwa Sprachkenntnisse erlernen oder ein Zertifikat erwerben soll, lässt sich leichter ein Überblick über die vorhandenen Angebote gewinnen.
Bei vielen Unternehmen ist der Alltag ohnehin schon stark durchgetaktet. Wie kann Weiterbildung klappen, wenn nur wenig Zeit verfügbar ist?
Dr. Susanne Seyda: Eine Möglichkeit ist, digitale Formate wie Lernvideos oder Tutorials einzusetzen, die die Beschäftigten flexibel nutzen können – also zu einem Zeitpunkt, der ihnen gut passt. So fallen auch keine Fahrzeiten an. Auch wenn die Zeit knapp ist, sollten Sie sich bewusst machen, wie wichtig Weiterbildung ist. Sie ist essenziell, um die Mitarbeitenden langfristig “up to date” zu halten, sie zu motivieren und an den Betrieb zu binden. Es lohnt sich, einfach mal klein anzufangen und die Weiterbildung dann auszubauen. Wer feststellt, dass er bei der Planung und Organisation Hilfe braucht, kann auch mit externen Weiterbildungsdienstleistern zusammenarbeiten.
Wir bedanken uns für das Gespräch.